Das Gesicht ist ein Abbild der Gene

„Dies sind faszinierende erste Resultate, die den Grundstein dafür legen, die Morphologie des menschlichen Gesichts genetisch zu verstehen“, sagt Manfred Kayser vom Medizinischen Zentrum der Erasmus Universität Rotterdam. Bisher war nur wenig über die Gene bekannt, die daran beteiligt sind, wie unser Gesicht aussieht. Um mehr über die molekularen Vorgänge zu erfahren, analysierten Kayser und seine Kollegen nun einerseits Gesichtsformen tausender Menschen mit Hilfe zweidimensionaler Porträtfotos sowie dreidimensionaler Magnetresonanztomographie (MRT). Diese Daten glichen sie dann mit den genetischen Informationen der Probanden ab.
Dabei fielen den Forschern vor allem fünf Gene auf: PRDM16, PAX3, TP63, C5orf50 und COL17A1. Drei waren schon vorher bei Wirbeltieren mit der Entwicklung des Kopfes beziehungsweise damit verbundenen Störungen in Verbindung gebracht worden. Zwei Erbanlagen konnten die Genetiker als völlig neue Komponenten dieser Prozesse identifizieren.
Die Ergebnisse sind insofern nicht überraschend, da beispielsweise aus der Zwillingsforschung schon lange bekannt war, dass die Gesichtsmorphologie eine starke genetische Komponente hat. Einige Merkmale sind dabei offensichtlich mehr von den Erbanlagen bestimmt als andere – etwa die Gesichtslänge oder die Position des Unterkiefers. Allerdings deuten die aktuellen Ergebnisse auch darauf hin, dass insgesamt sehr viele Variationen von Genen an der Gesichtsbildung beteiligt sind. Daher hat jede einzelne davon nur einen relativ geringen Einfluss. Aus dem gleichen Grund weisen die beteiligten Wissenschaftler darauf hin, dass ihre Ergebnisse nur ein Einstieg zum Verständnis der zugrunde liegenden Prozesse sein können.