Darmflora zeigt Gesundheitsstatus im Alter an

Veränderung des Artenspektrums und Stoffwechselprodukte bestimmter Darmbakterien könnten gesundes Altern unterstützen
Das Mikrobiom des Darms eines erwachsenen Menschen hat eine Masse von ein bis zwei Kilogramm.
Das Mikrobiom des Darms eines erwachsenen Menschen hat eine Masse von ein bis zwei Kilogramm.
© Glitzy queen00 / Wikipedia, public domain
Seattle (USA) - Die Darmflora des Menschen entwickelt sich in den ersten drei Lebensjahren. Die Zusammensetzung dieses ganz individuellen Mikrobioms bleibt danach in der Regel bis ins mittlere Erwachsenenalter weitgehend stabil. Wie sich das Artenspektrum der Darmbakterien im höheren Alter – je nach Gesundheitsstatus – verändert, haben amerikanische Forscher jetzt genauer untersucht. Demnach scheint ein stabiles Mikrobiom schädlich für die Gesundheit alter Menschen zu sein, während sich das Auftreten neuer, ungewöhnlicher Bakterienarten vorteilhaft auswirkt. Deren Aktivität erhöht den Blutspiegel an bestimmten bakteriellen Stoffwechselprodukten, die die körperliche Fitness und die Lebensdauer positiv beeinflussen, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal „Nature Metabolism“. Die Darmflora bei Bedarf gezielt zu verändern, könnte daher dabei helfen, bei guter Gesundheit ein hohes Alter zu erreichen.

„Die Veränderungen des Mikrobioms könnten nicht nur als diagnostisches Merkmal für die Gesundheit im Alter dienen, sondern auch direkt zu einem gesunden Altern beitragen“, sagt Tomasz Wilmanski aus dem Labor von Nathan Price vom Institute for Systems Biology in Seattle. Die Forscher analysierten die Artenspektren der Darmbakterien sowie Gesundheitsdaten von mehr als 9000 Menschen, die 18 bis 101 Jahre alt waren. Nur bei den gesunden über 77-Jährigen hatte sich in den vergangenen Jahren der Anteil der bei allen Menschen stark vertretenen Bakteriengruppen, zum Beispiel Bacteroides-Arten, verringert. Dagegen war der Anteil einiger vergleichsweise seltener Bakterienarten gestiegen.

Parallel zu diesen Veränderungen hatte sich bei diesen Probanden der Blutspiegel verschiedener Indolverbindungen und anderer Substanzen erhöht, die von Darmbakterien produziert wurden. Diese Stoffwechselprodukte, die unter anderem beim bakteriellen Abbau von Proteinen entstehen, haben eine entzündungshemmende Wirkung im Darm. Bei den gebrechlicheren Probanden in der Gruppe der 78- bis 98-Jährigen waren diese Veränderungen in Darm und Blut nicht in gleichem Maße festzustellen. In einem Zeitraum von vier Jahren war zudem die Überlebensrate derjenigen, deren Mikrobiom stabil blieb, geringer als bei den anderen.

Ein verstärktes Wachstum spezieller Arten von Darmbakterien im Alter könnte also die Lebensqualität verbessern und die Lebensdauer verlängern, indem diese Mikroben gesundheitsfördernde Stoffe produzieren. Das wäre von klinischer Bedeutung, wenn es gelingt, das Mikrobiom durch Zufuhr geeigneter Darmbakterien entsprechend zu verändern.

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