Bienen wehren Hornissen mit Fäkalien ab

Asiatische Honigbienen setzen Dung und Hühnermist als chemische Waffen ein, um ihr Nest gegen Riesenhornissen zu verteidigen
Asiatische Honigbienen (Apis cerana) haben im Eingangsbereich ihres Nestes Fäkalien angebracht.
Asiatische Honigbienen (Apis cerana) haben im Eingangsbereich ihres Nestes Fäkalien angebracht.
© Heather Mattila / CC BY
Wellesley (USA) - Die verschiedenen Arten von Honigbienen verfügen über mehrere Strategien, um ihr Nest gegen Angreifer zu verteidigen. Lassen sich Eindringlinge nicht durch verstärktes Summen und Zischen der Wächterbienen vertreiben, kommt der Giftstachel zum Einsatz. Einzelne eingedrungene Hornissen sterben den Hitze- und Erstickungstod, indem sie vollständig von Bienen umhüllt werden, die starke Wärme erzeugen. Die von Hornissen besonders stark bedrohte Asiatische Honigbiene (Apis cerana) wehrt Massenangriffe der Riesenhornisse Vespa soror durch ein sehr ungewöhnliches Verhalten ab, wie ein internationales Forscherteam im Fachblatt „PLoS ONE“ berichtet: Die Bienen sammeln Material von Fäkalien aus Misthaufen oder Hühnerställen und bringen es in Form kleiner Flecke im Bereich des Nesteingangs an. Infolgedessen lässt die Intensität der Attacken nach und die Angreifer können erfolgreicher abgewehrt werden. Auf welche Weise Geruchsstoffe der Fäkalien ihre Schutzwirkung entfalten, ist noch nicht bekannt.

„Das ist das erste Beispiel von Werkzeuggebrauch durch Honigbienen in der Natur“, sagt die Leiterin der Forschergruppe Heather Mattila vom Wellesley College in Massachusetts. Es seien alle Kriterien erfüllt, die für den Einsatz eines Werkzeugs sprechen: Ein aus der Umwelt entnommenes Objekt wurde verändert und so platziert, dass es einen bestimmten Zweck erfüllte. Die Biologen haben zudem erstmals dokumentiert, dass Honigbienen auch feste Substanzen sammeln, die nicht – wie Pollen und Harz – pflanzlichen Ursprungs sind, sondern von Säugetieren oder Vögeln stammen.

Mattila und ihre Kollegen bestätigten zunächst Berichte einiger vietnamesischer Imker, wonach ihre Bienen nach abgewehrten Angriffen von Hornissen Material aus dem Dung von Wasserbüffeln sammelten und am Eingang ihres Bienenstocks deponierten. Wie die Forscher beobachteten, wurde ein Nest umso weniger von Hornissen der Art Vespa soror attackiert, je stärker sein Eingangsbereich mit Flecken von Fäkalien markiert war. Auf ihren Beutezügen greifen die Riesenhornissen in großer Zahl an und versuchen, den bewachten Nesteingang zu überwinden, indem sie alle Wächterbienen töten. Wenn das gelingt, bringen sie die gesamte Brut als Futter in das eigene Nest.

Ausgelöst wurde eine fäkale Markierung nur durch wiederholte Angriffe von Vespa soror. Attacken einer kleineren, weniger aggressiven Hornissenart lösten dieses Verhalten nicht aus. Dass die Verteidigungsmaßnahme offenbar speziell gegen eine Spezies von Hornissen gerichtet ist, bestätigte auch ein weiteres Experiment. Dafür übertrugen die Biologen Sekret aus Drüsen von Vespa soror auf die Außenfläche eines Bienenstocks. Das veranlasste die Bienen zum Sammeln und Deponieren von Fäkalien – wenn auch in etwas geringerem Maß als nach Angriffen der Riesenhornissen. Wahrscheinlich setzen einzelne Botschafterhornissen Drüsensekret an einem aufgespürten Bienennest ab, um damit das Zielobjekt für einen späteren Angriff mehrerer Artgenossen durch Duftstoffe zu markieren. Ob der von den Bienen zur Verteidigung herbeigebrachte Kot aufgrund seines Geruchs die Hornissen abschreckt oder nur den Eigengeruch der Kolonie und den Markierungsduft der Hornissen überdeckt, ist noch nicht geklärt.

Europäische Honigbienen sind weit weniger von Hornissen bedroht und haben deshalb keine vergleichbare Abwehrstrategie entwickelt. Käme es zu einem Kontakt mit einer derartig aggressiven Hornissenart, wären nach Ansicht der Autoren diese Bienen den Angreifern wohl ziemlich hilflos ausgesetzt.

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