Bettwanzen lieben Rot und meiden Grün

Wenn sich die Parasiten nach einer Blutmahlzeit verstecken, achten sie auf die Farbe des Unterschlupfs
Der Körper der fünf bis acht Millimeter großen Bettwanze (Cimex lectularius) ist flach und rotbraun gefärbt. Die Stichstellen verursachen Rötungen und Juckreiz.
Der Körper der fünf bis acht Millimeter großen Bettwanze (Cimex lectularius) ist flach und rotbraun gefärbt. Die Stichstellen verursachen Rötungen und Juckreiz.
© Shutterstock, Bild 376823017
Lincoln (USA) - Bettwanzen sind nur im Dunkeln als Blutsauger aktiv. Wenn es hell wird, verkriechen sie sich in Ritzen und Spalten. Können sie dabei unter verschiedenen Verstecken auswählen, achten sie auch auf die Farbe, haben jetzt amerikanische Forscher herausgefunden. In Laborexperimenten verbargen sich die Parasiten bevorzugt unter rotem oder schwarzem Papier und mieden gelbe und grüne Farben. Weitere Untersuchungen seien nötig um zu klären, ob man lieber auf Bettzeug roter oder schwarzer Farbe verzichten sollte, um keine unerwünschten Bettgenossen anzulocken. Die neuen Ergebnisse könnten aber dazu beitragen, bessere Fallen für den Nachweis eines Wanzenbefalls zu entwickeln, schreiben die Wissenschaftler im „Journal of Medical Entomology”.

„Wir dachten zunächst, dass die Wanzen deshalb Rot bevorzugen, weil das die Farbe des Blutes ist, von dem sie sich ernähren“, sagt Corraine McNeill vom Union College in Lincoln. „Aber jetzt denken wir eher, dass sie rote Farben bevorzugen, weil sie selber rot aussehen.“ Das könnte bewirken, dass sie dorthin flüchten, wo bereits andere sind. So kommt es nach einer Blutmahlzeit zur Gruppenbildung – ein typisches Verhalten der etwa fünf Millimeter großen Bettwanze Cimex lectularius. Zusammen mit Forschern der University of Florida testeten McNeill und ihre Kollegen die Vorliebe der Tiere für bestimmte Farben. Dazu platzierten sie einzelne Wanzen in eine Schale, in der zeltartig gefaltete, zwei Zentimeter lange Papierstücke ausgelegt waren, die sich als Verstecke eigneten. Neben weißen und schwarzen Papieren gab es auch lila, violett, blau, grün, orange und rot gefärbte. In einer ersten Versuchsreihe hatten die Insekten jeweils zehn Minuten lang die Wahl zwischen einem weißen und einem andersfarbigen Versteck. In weiteren Experimenten mussten sie sich zwischen sieben gleichzeitig angebotenen Farben entscheiden. Außerdem prüften die Biologen, ob Alter und Geschlecht bei der Farbwahl eine Rolle spielen und ob sich hungrige Wanzen anders verhalten als satte.

Insgesamt wählten die erwachsenen Tiere meistens den roten Unterschlupf, am zweithäufigsten fiel die Wahl auf die schwarzen Papiere. Verstecke gelber oder grüner Farbe waren am wenigsten beliebt. Ob die Parasiten überhaupt zwischen rot und schwarz unterscheiden können oder diese Farben nur deshalb wählen, weil beide dunkel sind, ist noch nicht bekannt. Rote Farbe könnte eine Ansammlung von Artgenossen und damit einen sicheren Ort signalisieren, der gleichzeitig ausreichend Gelegenheit zur Paarung bietet. Grüne und gelbe Farben könnten als Plätze interpretiert werden, die dem Licht ausgesetzt und daher unsicher sind, vermuten die Autoren. Dagegen erwiesen sich frisch geschlüpfte Larven als farbenblind. Mit jeder Häutung näherte sich ihr Verhalten dem der erwachsenen Tiere an. Wahrscheinlich sind Augen und Gehirn in den frühen Entwicklungsstadien noch nicht so weit entwickelt, dass ein Farbensehen möglich ist. Für hungrige Bettwanzen war die Farbe eines Verstecks weniger wichtig als für satte. Weibliche Wanzen hatten im Vergleich zu Männchen eine stärkere Vorliebe für Lila und Violett und wählten auch eher schwarze als rote Verstecke. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass Weibchen Orte mit vielen Männchen meiden, um sich vor deren aggressivem Verhalten zu schützen.

Die von den Parasiten bevorzugten Farben könnten für die Konstruktion von Fallen nützlich sein, die für die Ermittlung eines Wanzenbefalls eingesetzt werden. Die Forscher sehen darin eine kostengünstige Ergänzung zu den üblicherweise verwendeten Lockstoffen wie Pheromonen und Kohlendioxid. Noch wäre es voreilig, rote Koffer oder Betttücher durch grüne oder gelbe zu ersetzen, um Wanzen fernzuhalten, sagt McNeill. Die bisherigen Ergebnisse würden eine solche Empfehlung zum jetzigen Zeitpunkt nicht rechtfertigen – ein gewisser Schutzeffekt sei aber durchaus möglich.

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