Babybauch bremst Delfine aus

Hochschwangere Weibchen werden nicht nur langsamer, sondern passen sogar ihren Schwimmstil an
Santa Cruz (USA) - Schwangere sind gegen Ende der Schwangerschaft meist wenig agil. Doch auch für werdende Delfinmütter ist die letzte Zeit vor der Geburt eine echte Last. Die deutliche Wölbung des Bauches vergrößert den Widerstand im Wasser. Die Folge: Sie schwimmen nicht nur wesentlich langsamer, sondern verändern sogar ihren Schwimmstil, haben amerikanische Biologen bei zwei Delfinweibchen beobachtet. Außerdem haben die Meeressäuger durch vermehrte Fetteinlagerungen einen erhöhten Auftrieb, was ihnen das Tauchen erschwert, berichten die Forscher im "Journal of Experimental Biology". Die Schwangerschaft hat damit deutliche Auswirkungen auf die gesamte Hydrodynamik der Tiere und kann sie zu einem leichten Opfer für Räuber machen, falls sie von der Herde getrennt werden.

"Die schwangeren Weibchen hatten enorme Wölbungen dort wo der Fötus saß, in Richtung hinteres Körperende", erzählt Shawn R. Noren vom Institute of Marine Science an der University of California Santa Cruz. Ihr Team hatte in der Nähe von Hawaii zwei hochschwangere Delfindamen etwa 14 Tage vor der Entbindung ausgiebig beobachten können. Dabei untersuchten die Forscher Stromlinienform und Fortbewegung der Meeressäuger im Wasser und maßen auch deren Körperumfang.

Der Babybauch vergrößerte die frontale Fläche um beeindruckende 51 Prozent, stellten Noren und ihre Kollegen fest. Diese in der Wasserströmung vergleichweise ungünstige Silhouette der werdenden Mütter blieb nicht ohne Auswirkungen auf die gesamte Hydrodynamik. So erhöhte sich eindeutig der Widerstand bei der Fortbewegung durch das Wasser. Die hochschwangeren Delfine erreichten nur noch Spitzengeschwindigkeiten von rund 3,54 Metern pro Sekunde, was nur rund der Hälfte der gewöhnlichen Geschwindigkeit entspricht. Außerdem veränderten sie auch die Art und Weise, wie sie schwammen, änderten also sozusagen ihren Gang. Sie holten weniger stark mit ihren Schwanzflossen aus, wenn sie diese auf und ab schlugen. Dafür schlugen sie schneller, um den verloren gegangenen Vortrieb auszugleichen. Ein weiterer beeinträchtigender Faktor waren die Fettreserven, welche die Säugetiere für das bevorstehende Säugen der Jungen anlegten. Das zusätzliche Fett erhöhte den Auftrieb, was das Abtauchen anstrengender machte und zusätzliche Energie verbrauchte.

Auch nach der Entbindung beobachteten die Biologen die beiden Tiere in regelmäßigen Abständen noch zwei Jahre lang weiter und konnten so die beiden Zustände unmittelbar mit einander vergleichen. Nicht nur die Delfindamen selbst, sondern auch ihr Schwimmstil waren danach deutlich schlanker und stromlinienförmiger. Befreit von der Last des Delfinbabys holten die Weibchen wieder deutlich weiter mit der Schwanzflosse aus, was den Bewegungsablauf weniger raumfüllend und auch schneller machte. Sie legten Geschwindigkeiten von 6,32 Metern in der Sekunde an den Tag.

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Quelle: "Pregnancy is a drag: hydrodynamics, kinematics and performance in pre- and postparturition bottlenose dolphins (Tursiops truncatus)", Shawn R. Noren et al.; Journal of Experimental Biology, doi:10.1242/jeb.059121


 

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