Armer Auerhahn: Erbgutvielfalt drastisch gesunken

Seewiesen - Die genetische Vielfalt des Auerhahns im Schwarzwald hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten drastisch abgenommen. Das haben Max-Planck-Forscher herausgefunden, indem sie genetische Unterschiede heute lebender und historischer Auerhühner untersucht haben. Dafür scheint es zwei Gründe zu geben. Einerseits lässt die Zerstörung geeigneten Lebensraumes die Zahl der Auerhühner rapide schrumpfen. Andererseits bewirkt die zunehmende Zerstückelung der Habitate, dass kaum noch ein Austausch zwischen den zerstreuten Populationen stattfinden kann, berichten die Forscher im Fachblatt "Molecular Ecology".

"Die momentane genetische Struktur der Vogelpopulationen wurde durch die Zerstückelung ihres Lebensraumes in jüngerer Zeit hervorgerufen", erklärt Gernot Segelbacher vom MPI für Ornithologie in Seewiesen. "Allerdings ist die Abnahme in der genetischen Vielfalt bei den heute lebenden Individuen nicht so groß, wie wir aufgrund des drastischen Einbruchs der Populationsgröße erwartet hätten." Die zunehmende Zerstörung des Lebensraumes, etwa durch Landwirtschaft und Infrastruktur, führte dazu, dass die Zahl der Auerhühner (Tetrao urogallus) im vergangenen Jahrhundert drastisch zurückgegangen ist: Gab es Anfang des 20. Jahrhunderts noch rund 4000 Männchen, waren es in den 80er Jahren nur noch etwa 500, 2003 Schätzungen zufolge sogar nur noch etwa 250. Die Biologen wollten nun herausfinden, in welchem Ausmaß sich Schrumpfen der Populationsgröße sowie Fragmentierung des Lebensraumes auf die genetische Vielfalt der Vögel auswirkte.

Segelbacher und seine Kollegen untersuchten das Erbgut von insgesamt 213 Exemplaren aus vier Auerhahn-Unterpopulationen im Schwarzwald. Außerdem nahmen sie Proben von Jagdtrophäen, die zwischen 1852 und 1972 entstanden waren. Wenn noch ein Austausch zwischen einzelnen Unterpopulationen stattfindet, müssten die Erbgutunterschiede der heute lebenden Tiere geringer sein. Die Forscher fanden aber deutliche genetische Unterschiede zwischen den einzelnen Populationen. Innerhalb der einzelnen Populationen war die Vielfalt dagegen im Laufe der Zeit deutlich geringer geworden, wie sie im Vergleich mit der Genvielfalt der Jagdtrophäen feststellten. Zwar hat die genetische Vielfalt nicht in dem Ausmaß gelitten, wie Segelbacher und seine Kollegen aufgrund der geringen Anzahl der Vögel gedacht hätten, dennoch ist in Anbetracht der Umweltbedingungen zu erwarten, dass die Vielfalt in Zukunft weiter abnehmen wird.

MPG
Quelle: "Temporal and spatial analyses disclose consequences of habitat fragmentation on the genetic diversity in capercaillie (Tetrao urogallus)", Gernot Segelbacher et al.; Molecular Ecology, (doi: 10.1111/j.1365-294X.2008.03767.x)


 

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