Ansteckendes Gähnen: Hunde fühlen mit dem Herrchen

Die Haustiere reagieren auf das Gähnen ihres Besitzers stärker als auf das gleiche Verhalten eines fremden Menschen
Wenn Herrchen gähnt, gähnt auch der Hund.
Wenn Herrchen gähnt, gähnt auch der Hund.
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Tokio (Japan) - Das Gähnen von Herrchen oder Frauchen wirkt ansteckend auf den Hund. Unklar ist, warum. Bei Affen und Menschen wird das ansteckende Gähnen als empathisches Verhalten gedeutet, das sich entwickelt hat, um Aktivitäten im Gruppenverband zu synchronisieren. Untersuchungen japanischer Forscher unterstützen nun die Vermutung, dass auch Hunde eine emotionale Verbundenheit zum Ausdruck bringen, indem sie sich durch menschliches Gähnen anstecken lassen. Wenn Hunde ihren Besitzer gähnen sehen, ahmen sie sein Verhalten viel eher nach, als wenn sie einen fremden Menschen dabei beobachten, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „PLoS One“. Ob Hunde dieses Verhalten erst durch das enge Zusammenleben mit den Menschen entwickelt haben oder ob es bereits vor der Domestizierung existierte, ist noch nicht geklärt.

„Unsere Arbeit zeigt, dass ansteckendes Gähnen bei Hunden mit ähnlichen Emotionen verbunden ist wie bei Menschen“, sagt Teresa Romero von der University of Tokyo. Ihr Forscherteam widerlegte damit eine umstrittene alternative Erklärung für das Verhalten des Haustiers. Da spontanes Gähnen von Hunden auch bei Stress- oder Angstreaktionen zu beobachten ist, könnten solche Gefühle auch beim nachahmenden Gähnen eine Rolle spielen. Die Messungen während der Versuche ergaben jedoch keinen Hinweis auf einen beschleunigten oder unregelmäßigeren Herzschlag, wie es bei Stressreaktionen zu erwarten gewesen wäre.

An den Experimenten nahmen 25 Hunde teil, darunter Pudel, Golden Retriever, Pit Bull Terrier, Huskys und Mischlinge. Die Tiere waren ein bis elf Jahre alt und lebten im Haus von Herrchen oder Frauchen. In gewohnter Umgebung zu Hause setzte sich entweder der Hundebesitzer oder eine fremde Person vor das Tier und gähnte fünf Minuten lang lautstark mit den dabei üblichen Körperbewegungen. Als Kontrolle diente jeweils ein simuliertes Gähnen durch Öffnen und Schließen des Mundes bei gleichzeitigem Armstrecken, aber ohne Lautäußerung. Ein dem Hund umgeschnalltes Gerät registrierte kontinuierlich den Herzschlag.

Die Hunde waren in der Lage, zwischen echtem und vorgetäuschtem Gähnen zu unterscheiden und gähnten vor allem dann, wenn sie ihren Besitzer dabei beobachtet hatten. Ein Hund lässt sich wahrscheinlich umso eher durch Gähnen eines Menschen anstecken, je enger die emotionale Beziehung zu diesem Menschen ist, schreiben die Autoren. Das sei ein Hinweis darauf, dass Haushunde über Ansätze von Empathie verfügen könnten. Aus den bisherigen Ergebnissen geht aber nicht hervor, ob Hunde das nachahmende Gähnen erst im Laufe ihrer Domestizierung entwickelt haben. Merkwürdigerweise reagieren Haushunde nicht auf das Gähnen von Artgenossen. Andererseits kommunizieren Hunde untereinander auch über ihre Mimik. Daher könnte nach Ansicht der Forscher das ansteckende Gähnen bereits vor der Züchtung zum Haustier existiert haben, bevor es dann nur noch mit dem Menschen praktiziert wurde.

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