Zu viel Vitamin E: Möglicher Schaden für die Knochen

Durch Nahrungszusatz erhöhter Blutspiegel des Vitamins führt bei Mäusen zum Verlust an Knochenmasse
Der mehrkernige Osteoklast baut Knochensubstanz ab.
Der mehrkernige Osteoklast baut Knochensubstanz ab.
© Robert M. Hunt
Tokio (Japan) - Vitamin E ist nicht nur ein wirksames Antioxidans, das die Zellen vor Schäden schützt. Es hat auch einen bisher unbekannten Einfluss auf die Regulation der Knochendichte, berichten japanische Mediziner. Bei genetisch veränderten Mäusen, die das Vitamin nicht mehr verwerten konnten, erhöhte sich die Rate der Knochenbildung und die Gesamtknochenmasse nahm zu. Umgekehrt wurde verstärkt Knochensubstanz abgebaut, wenn normale Tiere Vitamin E als Nahrungszusatz erhielten. Möglicherweise könnten auch die mit gängigen Nahrungsergänzungsmitteln aufgenommenen Mengen an Vitamin E für das menschliche Skelett schädlich sein, warnen deshalb die Forscher im Fachjournal „Nature Medicine”.

Im Hinblick auf die verbreitete Einnahme von Vitamin E-Präparaten sei eine größere kontrollierte Studie wünschenswert, die den Einfluss von alpha-Tocopherol auf menschliche Knochen untersucht, schreiben Shu Takeda von der Keio University in Tokio und Kollegen. Als Vitamin E wird eine Mischung mehrerer fettlöslicher Substanzen bezeichnet, von denen das alpha-Tocopherol für den Organismus die wichtigste ist. Obwohl einige andere Formen des Vitamins sogar stärker als Antioxidans wirken, beeinflusste nur das alpha-Tocopherol den Knochenstoffwechsel. Beide Wirkungen sind also unabhängig voneinander, schließen die Wissenschaftler.

Die Forscher untersuchten zunächst Mäuse, die unter Vitamin E-Mangel litten, weil sie das alpha-Tocopherol-Transportprotein nicht mehr bilden konnten. Das führte zu einer deutlichen Zunahme an Knochensubstanz. Bei erwachsenen Mäusen und Menschen ist die Aktivität der knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) und der knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten) so reguliert, dass die Knochenmasse trotz ständigen Umbaus gleich bleibt. Dieses Gleichgewicht wird offenbar bei stark erhöhtem oder stark verringertem Blutspiegel an alpha-Tocopherol in die eine oder andere Richtung verschoben.

Diesen Zusammenhang konnten die Forscher weiter bestätigen: Sie fütterten gesunde Mäuse und Ratten acht Wochen lang mit einem Zusatz von alpha-Tocopherol zur normalen Nahrung. Dabei entsprach die verabreichte Vitaminmenge etwa jener Dosis, die viele Menschen mit Nahrungsergänzungsmitteln einnehmen. Im Vergleich zu den Kontrollen nahm die Knochenmasse der Tiere um 20 Prozent ab. Unter dem Einfluss des Vitamins hatten sich im Knochengewebe vermehrt reife Osteoklasten gebildet, was die Knochenabbaurate steigerte.

Es gebe aber Berichte, so die Autoren, nach denen sich alpha-Tocopherol sogar positiv auf die Knochengesundheit auswirken soll, indem es den oxidativen Stress verringert. Das gegensätzliche Ergebnis der neuen Untersuchungen sollte daher Anlass sein, nun eine klärende Großstudie mit Menschen durchzuführen. Zurzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass die bei normaler Ernährung aufgenommenen Mengen an Vitamin E schädlich sein könnten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Vitamin E decreases bone mass by stimulating osteoclast fusion”, Koji Fujita et al.; Nature Medicine, DOI: 10.1038/nm.2659


 

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