Zählung aus dem All zeigt: Viel mehr Kaiserpinguine als erwartet

Extrem hochauflösende Satellitenbilder (VHR) und spezielle Schärfungstechnik lassen zwischen Tieren und anderen Flecken unterscheiden – enthüllen deutlich dichtere Pinguinbevölkerung als erwartet
Kaiserpinguine brüten auch im Winter und bilden ihre Kolonien auf dem Meereseis.
Kaiserpinguine brüten auch im Winter und bilden ihre Kolonien auf dem Meereseis.
© British Antarctic Survey
Cambridge (Großbritannien) - In der Antarktis leben rund doppelt so viele Kaiserpinguine wie bisher vermutet – das verrät die erste technisch optimierte Zählung aus dem All. Statt der bisher geschätzten 270.000 bis 350.000 registrierte ein internationales Forscherteam 595.000 der großen Vögel. Um diese auf dem Eis eindeutig von ihren Schatten und von Kothaufen zu unterscheiden, nutzte das Team besonders hochauflösende Satellitenbilder und fortgeschrittene Bildanalysetechnik. Ein Abgleich mit Bodenzählungen zeigte eine hohe Zuverlässigkeit, heißt es im Fachblatt „PLoS ONE“. So setzten die Forscher auch eine verlässliche Zählmarke im Bestand der Kaiserpinguine. Mit der neuen Technik als Standard können sie Veränderungen durch den Klimawandel registrieren, denn die Tiere sind durch das Abschmelzen des Polareises gefährdet.

„Dies ist die erste umfassende Volkszählung einer Art vom All aus. Wir sind begeistert, eine solch hohe Zahl von Kaiserpinguinen entdeckt und identifiziert zu haben“, erklärt Peter Fretwell, Hauptautor der Studie und Geograph des „British Antarctic Survey“, einer Abteilung des britischen Umweltforschungsrates NERC. Und Ko-Autorin Michelle LaRue von der University of Minnesota ergänzt: „Die von uns genutzten Methoden sind ein enormer Schritt vorwärts in der Antarktis-Ökologie: Wir können sicher und effizient Forschung betreiben, ohne große Belastung der Umwelt.“ Fretwells und LaRues Teams sowie Kollegen aus Kalifornien und Australien griffen auf extrem hochauflösende Bilder aus dem All zurück. Die VHR-Aufnahmen der Satelliten Quickbird2, Worldview2 und Ikonos liefern deutlich mehr Details als die üblichen Bilder von Landsat ETM. Auf 44 Bildern, alle bis auf eines von der Brutsaison 2009, identifizierten die Forscher zunächst alle Kaiserpinguin-Kolonien entlang der Antarktis-Küste. Sie entdeckten 44 Kolonien, darunter auch sieben bislang unbekannte.

Um auf den Bildern zwischen Pinguinen, Schatten und Guano, dem Kot der Pinguine, zu unterscheiden, betrachteten sie diese Stellen mithilfe des sogenannten Pan-Sharpenings genauer. Bei diesem Verfahren werden hochaufgelöste panchromatische Bilder, die in Graustufen das ganze Lichtwellenspektrum wiedergeben, mit mehreren niedriger auflösenden Farbbildern kombiniert. So entsteht ein optimiertes detailliertes Farbbild, das die Objekte auf dem Eis klarer unterscheiden lässt. Zum Abgleich nutzten die Forscher Regionen, für die es neben den Satellitenbildern auch Zählungen am Boden gab. So erreichten sie ein sehr verlässliches Ergebnis, die Volkszählung für die gesamte Antarktis für eine ganze Brutsaison. Nur wenige Bereiche der Bilder waren verschmiert oder zu kontrastarm für die Auswertung. Hier will das Team weitere Bilder analysieren und abgleichen.

Das aktuelle Ergebnis von 238.000 brütenden Pinguinpaaren übertrifft die letzte Schätzung von 135.000 bis 175.000 Paaren bei weitem. Aus der Zahl der Paare schlossen die Forscher dann auf die Gesamtzahl der Tiere von 595.000, denn rund 80 Prozent aller Kaiserpinguine in allen Kolonien brüten pro Jahr. LaRue betont die Bedeutung der neuen Technik: “Die Auswirkungen dieser Studie sind weitreichend: Wir haben jetzt eine kostengünstige Methode, unser Verfahren auf andere Arten in der Antarktis auszudehnen, die Feldforschung zu stärken und akkurate Informationen für internationale Naturschutzanstrengungen zu liefern.“

Der Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri) ist die größte Pinguinart und mit 130 Zentimetern auch einer der größten unter den Vögeln. Als einziger brütet er auch im antarktischen Winter, in dem die Temperaturen auf minus 50 Grad Celsius sinken und die Winde bis zu 200 Kilometer pro Stunde erreichen können. Auf dem Meereseis der Küsten bildet er große Kolonien, wo er dank seines schwarzen Kopfes recht gut zu erkennen ist.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: “An emperor penguin population estimate: the first global, synoptic survey of a species from space” by Peter T. Fretwell et al.; PLoS ONE,
DOI: 10.1371/journal.pone.0033751


 

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