Yoga schärft das Hirn
„Das Training umfasst eine Komponente der aktiven Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit, aber sein potenzieller Nutzen wurde bislang nicht gründlich untersucht“, berichtet Neha Gothe. Als Doktorandin hatte sie die Studie an der University of Illinois in Urbana-Champaign geleitet, um Näheres über die Übungen herauszufinden, die sich in der westlichen Welt zunehmender Beliebtheit erfreuen. Dazu hatte ihr Team im Exercise Psychology Laboratory der Universität 30 Studentinnen unterschiedlichen sportlichen Übungen unterzogen. Das Yoga-Programm umfasste stehende, sitzende und liegende Übungen, welche bei konzentrierter Atmung unterschiedliche Muskelgruppen anstrengten – mit einer meditativen Stellung und Tiefenatmung zum Abschluss. Alternativ durchliefen die Teilnehmerinnen ein Laufprogramm im aeroben Bereich: Sie walkten oder joggten 20 Minuten lang auf einem Laufband, immer mit 60 bis 70 Prozent ihres Maximalpulses. Diese Intensität körperlicher Anstrengung führt, so hatten frühere Studien gezeigt, bereits allein zu verbesserten kognitiven Leistungen. Vor und nach dem Sport lösten die Probandinnen kognitive Aufgaben, welche die Funktion von Arbeitsgedächtnis und die Aufmerksamkeit für Fehler, die sogenannte inhibitorische Kontrolle überprüften. So lassen sich die Hirnfunktionen in punkto Konzentration und Merkfähigkeit einheitlich messen.
„Nach den Yoga-Übungen waren die Teilnehmer besser in der Lage, ihren Geist zu fokussieren, Fakten schnell und akkurater zu verarbeiten“, so Gothe, „und sie konnten Informationen effektiver lernen, behalten und aktualisieren als nach einer Runde aerobischen Trainings.“ Das Team stellte überrascht fest, dass das herkömmliche Training kaum messbare Verbesserungen gebracht hatte. Dabei dürften mehrere Faktoren den Yoga-Effekt erklären, so die Forscherin: „Erhöhte Selbstwahrnehmung, die mit Meditationsübungen einhergeht, ist nur einer der möglichen Mechanismen. Zudem sind Meditation und Atemübungen dafür bekannt, Unruhe und Stress zu senken, was wiederum die Ergebnisse mancher Kognitionstests verbessern kann.“
Obwohl an den relativ kurzen Übungen nur junge Frauen teilnahmen, vermutet Gothes Doktorvater Edward McAuley, dass die Ergebnisse auch für andere Erwachsene und vor allem für Senioren gelten dürften: „Die Yoga-Forschung ist in ihren Kinderschuhen. Und mit der zunehmenden Beliebtheit rund um den Globus müssen Forscher nicht nur die kognitiven Vorteile des Yoga streng systematisch untersuchen, sondern auch die körperlichen Auswirkungen in jedem Lebensalter.“