Sonnengruß statt Psychopharmaka

„Yoga ist ein derart einflussreiches kulturelles Phänomen geworden, dass es für Mediziner und Patienten schwierig ist, zwischen legitimen Behauptungen und Hype zu unterscheiden“, schreiben Murali Doraiswamy und seine Kollegen vom Duke University Medical Center in ihrer Studie. „Darum wollten wir gezielt untersuchen, ob die Befunde die Versprechen bestärken können.“ Die Forscher untersuchten den Effekt von Yoga auf Patienten mit unterschiedlichen psychischen Krankheiten. Eine positive Wirkung ließ sich bei der Mehrzahl der Leiden beobachten. Lediglich bei Essstörungen sowie Wahrnehmungsstörungen konnte keine Minderung der Symptome beobachtet werden. Dennoch bleibt Yoga als sanfte Behandlungsmethode verheißungsvoll, denn laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind weltweit allein von Depressionen 350 Millionen Menschen betroffen.
Zwar gibt es immer mehr Medikamente gegen viele psychische Störungen. Aber mangelnde Einnahmebereitschaft, das Risiko von Nebenwirkungen und auch das Rückfallrisiko nach der Behandlung mit Psychopharmaka bleiben nach Meinung der Forscher ein Problem. Zudem tritt nach Angaben der WHO bei 60 Prozent der depressiven Patienten nach einer einjährigen medikamentösen Behandlung keine Besserung ein. Yoga könnte nun eine ernstzunehmende Alternative werden, denn wie die neue Studie belegt, beeinflusst es die Produktion von Neurotransmittern, die Neigung zu Entzündungen, die Ausschüttung von Botenstoffen im Gehirn sowie oxidativen Stress.
„Die Suche nach besseren Behandlungsmethoden und nicht-medikamentösen, dem ganzheitlichen Anspruch der Patienten entsprechenden Therapien ist von enormer Bedeutung“, sagt Doraiswamy. Weitere Forschungen seien darum unerlässlich. Zudem sind die Übungen den Forschern zufolge nicht nur ein sanftes Mittel zur Bekämpfung von Krankheitssymptomen, sondern könnten auch prophylaktisch helfen, durch Stress ausgelöste mentale Störungen zu verhindern.