Wie die Umwelt auf Wölfe wirkt

Mathematisches Modell sagt Entwicklungen von Wolfs-Populationen besser voraus als bisher
Zwei Wölfe des Rudels im Yellowstone National Park beim Spiel
Zwei Wölfe des Rudels im Yellowstone National Park beim Spiel
© Daniel Stahler/NPS
Yellowstone (USA)/London (Großbritannien) - Wie viele Wölfe durch die Wälder streifen, wird mehr durch langfristige Umwelt-Veränderungen bestimmt als durch starke Unterschiede innerhalb eines Jahres. Dies ist eines der Ergebnisse britischer und US-Forscher, die ein mathematisches Modell entwickelt haben, um solche Zusammenhänge besser analysieren zu können. Dabei kam ebenfalls heraus, dass auf lange Sicht selbst kleine Schwankungen der durchschnittlichen Körpergröße, des Gewichts oder der Lebenserwartung erheblichen Einfluss auf die künftige Größe des Bestandes haben. Die Wissenschaftler wollen ihre im Fachmagazin "Science" veröffentlichten Ergebnisse nun auf andere Tierarten übertragen und selbst bei Vorhersagen von Gesellschaftsentwicklungen beim Menschen anwenden.

"Unsere Arbeit bietet Biologen eine relativ einfache Möglichkeit, um zu untersuchen, wie und warum Umweltveränderungen die evolutionäre Zukunft einer Spezies prägen können", ist sich Tim Coulson sicher. Der Populations-Biologe vom Londoner Imperial College und Studienleiter weiter: "Unsere Formeln können auch angewendet werden, um verbesserte Vorhersagen für andere Arten zu treffen." Dafür müssten allerdings genügend Daten über die Spezies und ihr Lebensumfeld vorliegen.

Die Wissenschaftler hatten seit 1995 insgesamt 280 Wölfe im Yellowstone-Park beobachtet. Dabei wurden neben genetischen Untersuchungen auch der Bestand, ihre Fortpflanzungsrate und diverse körperliche Werte aufgezeichnet. Anschließend wurden diese Daten mit den gemessenen Umwelteinflüssen in Beziehung gesetzt. Dabei wollten Coulson und seine Kollegen die sogenannte öko-evolutionäre Dynamik messen, also: wie Umwelt-Veränderungen evolutionären Reaktionen hervorrufen können. Die Studie ist Teil des Yellowstone-Wolf-Projekts, das die Tiere seit ihrer Wiedereinführung in den Park vor 16 Jahren begleitet.

Nach Verfeinerung der Methode sollen künftig auch Vorhersagen bei ganz anderen Arten von Lebewesen möglich sein - von Krokodilen über Stechmücken bis hin zu Pflanzenschädlingen. Beim Menschen könnte das Verfahren genutzt werden, um beispielsweise die Auswirkungen des wachsenden Übergewichts in der Bevölkerung auf Überlebens- oder Fortpflanzungsraten zu prognostizieren. Allerdings schränkt Coulson die aktuellen Möglichkeiten noch etwas ein: "Bisher haben wir bei den meisten Arten einfach noch nicht genügend Daten über die Spezies selbst und deren Umwelt. Wir brauchen mehr Informationen, um zu verstehen, wie die Natur vom fortschreitenden Klimawandel beeinflusst wird."

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Quelle: "Modeling Effects of Environmental Change on Wolf Population Dynamics, Trait Evolution, and Life History", Tim Coulson et al; Science, Vol. 334, S. 1275-1278, doi:10.1126/science.1209441


 

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