Weiße Flecke: Wie der Uhu sein Revier markiert
Möglicherweise gebe es diese Form der Signalgebung auch bei anderen Vögeln, sei aber bisher einfach übersehen worden, erklären Vincenzo Penteriani und María del Mar Delgado von der Estación Biológica de Doñana in Sevilla. Auch der Uhu (Bubo bubo), der größte Eulenvogel Europas, kennzeichnet sein Brutgebiet durch seine typischen Rufe. Den beiden Biologen fielen aber in der Umgebung der Nester an vielen Stellen auch deutlich sichtbare Zeichen auf, die als optische Reviermarkierungen dienen könnten. So hatten die Vögel auf Sitzposten mit dunklem Untergrund Kot abgelagert und an freien Rupfplätzen häufig helle Federn zurückgelassen. Das könnten zusätzliche Signale sein, die den Vorteil haben, auch bei vorübergehender Abwesenheit der Signalgeber noch ihre Funktion zu erfüllen, so die Forscher. Das Risiko, durch die auffälligen Zeichen Feinde auf den Nistplatz aufmerksam zu machen, sei gering, da Uhus praktisch keine natürlichen Feinde haben und das Weibchen ihre Jungen nie alleine lässt.
Als die Forscher Kotstellen mit Farbe übersprühten und so unkenntlich machten, reagierten die Uhus prompt: In jedem dritten Fall dauerte es weniger als einen Tag, bis - exakt an derselben Stelle - eine neue Markierung gesetzt war. Die hellen Federn an den Rupfplätzen waren insofern ungewöhnlich, da nur ein Bruchteil der Beutetiere helle Federn hatte. Anscheinend wählten die Vögel speziell deren Überreste aus, um sie an gut sichtbaren Orten zu platzieren. Dass Kot und Federn dazu dienen, Uhus der Nachbarreviere und umherziehende Einzelgänger vom Nistplatz fernzuhalten, ist vorerst nur eine Vermutung. Für eine solche Funktion spricht unter anderem, dass Uhus ohne Brutpartner kein derartiges Verhalten zeigen und dass die Signale gehäuft in nächster Nähe des Nestes zu finden sind. Andererseits kann man noch nicht ausschließen, dass das Kotabsetzen auf häufig genutzten Beobachtungsposten in Nestnähe lediglich auf einer erhöhten Wachsamkeit während der Brutzeit zurückzuführen ist.