Wein auf Bier,…

Für den Kater macht es keinen Unterschied, ob man erst Wein und dann Bier oder in umgekehrter Reihenfolge trinkt
Die Reihenfolge bei der Getränkewahl spielt keine Rolle für den Kater.
Die Reihenfolge bei der Getränkewahl spielt keine Rolle für den Kater.
© geralt / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Wuppertal - Erst Wein – dann Bier oder umgekehrt: Wer am Abend große Mengen dieser Getränke konsumieren will, braucht sich um die Reihenfolge nicht zu kümmern. Wie stark der Kater am nächsten Morgen ist, hängt nur von der Gesamtmenge des Alkohols ab. Mit diesem Ergebnis einer kleinen aber aussagekräftigen Studie widerlegen deutsche Forscher den nicht nur in Deutschland bekannten Spruch: „Wein auf Bier, das rat' ich dir – Bier auf Wein, das lass sein.“ Nebenbefund: Wer sich nach Alkoholkonsum erbricht oder sich stark betrunken fühlt, kann zuverlässig mit besonders schlimmen Katersymptomen nach der Ausnüchterung rechnen, berichten die Wissenschaftler im „American Journal of Clinical Nutrition“. Der Kater erfülle damit gewissermaßen einen erzieherischen Zweck, indem er dazu beitrage, sich in Zukunft beim Trinken zu mäßigen.

„Die Wahrheit ist, dass die Wahrscheinlichkeit eines Katers hoch ist, wenn man zu viel Alkohol – gleich welcher Art – trinkt“, sagt Jöran Köchling aus der Arbeitsgruppe von Kai Hensel vom Klinikum der Universität Witten/Herdecke. Für ihre Studie teilten die Forscher 90 Männer und Frauen im Alter zwischen 19 und 40 Jahren in drei Gruppen ein. Jede Testperson der ersten Gruppe trank abends zunächst etwa eineinhalb große Bier, bis ein Mindestgehalt von 0,05 Prozent Alkohol in der ausgeatmeten Luft messbar war. Anschließend wurden vier große Gläser Weißwein serviert, so dass sich der Alkoholwert mindestens verdoppelte. Die zweite Gruppe erhielt zuerst den Wein und dann das Bier. Die Mitglieder der dritten Gruppe tranken entweder nur Wein oder nur Bier, wobei die Alkoholspiegel dieselben Werte erreichten wie bei den anderen.

In der zweiten Testphase, mindestens eine Woche später, konsumierten die ersten beiden Gruppen ihre Getränke in der jeweils anderen Reihenfolge und die Teilnehmer der dritten Gruppe wechselten das Getränk. Jeweils nach dem letzten Glas beurteilte jeder das Ausmaß seiner Trunkenheit auf einer Skala zwischen 0 und 10 (sofern er oder sie noch dazu in der Lage war...). Am nächsten Morgen gaben die Testpersonen bei einer ausführlichen Befragung Auskunft über ihre Katersymptome, darunter Müdigkeit, Kopfschmerzen, Durst, Übelkeit, Bauchweh und Appetitlosigkeit. Dadurch ermittelten die Forscher einen „Kater-Wert“ auf einer Skala von 0 bis 56. Bei der statistischen Auswertung wurden Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI) und üblicher Alkoholkonsum jedes Teilnehmers berücksichtigt.

Zwischen den drei Gruppen ergab sich kein Unterschied im Schweregrad der Katersymptome. Demnach ist zumindest für die beiden Getränke Bier und Weißwein die Reihenfolge, in der sie an einem Abend konsumiert werden, irrelevant für das Befinden am nächsten Morgen. Obwohl Frauen den Alkohol langsamer abbauen als Männer, unterschieden sich in der Versuchsanordnung dieser Studie die beiden Geschlechter in den Ergebnissen nicht. „So unangenehm ein Kater auch ist, er hat zumindest ein Gutes: Er ist ein Warnsignal, das Menschen seit frühesten Zeiten dabei geholfen haben dürfte, ihr zukünftiges Verhalten zu ändern, also von Fehlern zu lernen“, sagt Hensel.

Wie das Unwohlsein nach dem Absinken hoher Alkoholkonzentrationen im Blut zustande kommt, ist noch nicht ganz geklärt, schreiben die Autoren. Als mögliche Ursachen würden diskutiert: Dehydratation (Verringerung des Wassergehalts), Produktion entzündungsfördernder Botenstoffe und Störungen des Stoffwechsels oder des Hormonhaushalts. Zudem hängt offenbar das Ausmaß der Symptome bei anderen Getränken nicht nur von der Alkoholmenge, sondern auch von zusätzlichen Inhaltsstoffen ab. So verursacht, bei gleichen Mengen konsumierten Alkohols, ein Bourbon Whiskey einen stärkeren Kater als Wodka. Auch die individuelle, genetisch bedingte Alkoholtoleranz sowie der Gewöhnungseffekt durch regelmäßiges Trinken spielen eine Rolle.

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