Warum krank sein müde macht

„Unsere Studie zeigt eine direkte Verbindung zwischen Schlaf und Immunsystem und liefert eine mögliche Erklärung dafür, wie das Schlafbedürfnis bei einer Erkrankung zunimmt“, sagt Amita Sehgal von der University of Pennsylvania in Philadelphia. Auf der Suche nach Genen, die eine schlaffördernde Wirkung haben, erzeugte ihr Forscherteam genetisch veränderte Taufliegen (Drosophila melanogaster), in deren Erbgut jeweils eines von insgesamt 8000 getesteten Genen übermäßig aktiviert war. Nur in einem einzigen Fall verlängerte und vertiefte sich dadurch der Schlaf der Fliege. Dieses Gen steuerte die Produktion eines Peptids, das sich nicht nur auf den Schlaf auswirkte, sondern auch antimikrobielle Eigenschaften hatte.
Der Nemuri genannte Eiweißstoff wird in normalen Fliegen außerhalb des Gehirns ständig gebildet. Im Gehirn dagegen entsteht es nur bei einer Infektion, bei Schlafentzug oder in anderen Stresssituationen, wobei es schlaffördernd wirkt und die Überlebenschance infizierter Fliegen erhöht. Genetisch veränderte Fliegen, denen das Nemuri-Gen ganz fehlte, waren leichter aus ihrem Schlaf zu wecken und hatten bei einer Infektion eine geringere Schlafdauer als normale Fliegen. Die Forscher vermuten, dass Nemuri im Gehirn durch einen noch unbekannten Mechanismus das Schlafbedürfnis bei Stress verstärkt und außerhalb des Gehirns die Immunabwehr als körpereigenes Antibiotikum unterstützt.
Auch Wirbeltiere produzieren antimikrobielle Peptide. Noch ist nicht bekannt, ob eines davon ebenfalls eine schlaffördernde Wirkung hat oder ob diese Funktion von einem immunologischen Botenstoff, einem Cytokin, übernommen wird. Es gibt Hinweise darauf, dass auch Kaninchen und Mäuse eine Infektion umso eher überleben, je mehr sie schlafen. Verstärkte Müdigkeit ist eine Begleiterscheinung verschiedener Erkrankungen des Menschen, die manchmal noch nach der Genesung anhält. Möglicherweise sei das die Folge einer Fehlregulation, wobei das zunächst hilfreiche verstärkte Schlafbedürfnis nicht wieder rückgängig gemacht wird, schreiben Grigorios Oikonomou und David Prober vom California Institute of Technology in Pasadena in einem begleitenden Kommentar.
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