Warum Schokolade Akne verschlimmert

Inhaltsstoffe der Süßigkeit verändern die Botenstoffproduktion von Immunzellen, wodurch sich Entzündungen in der Haut verstärken
Aknepatienten sollten auf Schokolade verzichten.
Aknepatienten sollten auf Schokolade verzichten.
© Fir0002 / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Nimwegen (Niederlande) - Jugendliche mit Akne sollen bekanntlich auf Schokolade verzichten, um die Hautkrankheit nicht noch zu verschlimmern. Jetzt haben niederländische Mediziner eine Erklärung für den schädlichen Einfluss der Süßigkeit gefunden: Ihr Verzehr verändert die Aktivität von Immunzellen so, dass in der Haut Entzündungsreaktionen zunehmen und gleichzeitig die Abwehr von Bakterien nachlässt. Neben Flavonoiden seien wahrscheinlich noch andere, bisher nicht identifizierte Inhaltsstoffe für den krankheitsverstärkenden Effekt verantwortlich, schreiben die Forscher im Fachblatt „Cytokine“.

„Wir zeigen in unserer Studie, dass der Konsum von Schokolade Reaktionen von Immunzellen verändern kann“, erklären Mihai Netea und Kollegen von der Radboud Universiteit Nijmegen. Eine der Hauptursachen der Akne ist eine Infektion durch das Bakterium Propionibacterium acnes. Zusätzlich können andere Hautkeime wie Staphylococcus aureus die Symptome verschlimmern. Die Forscher fanden heraus, dass Schokoladenkonsum die Vermehrung dieser Bakterien nicht auf direktem Weg fördert. Die Wirkung erfolgt vielmehr indirekt, indem sich die Produktion bestimmter Botenstoffe von Immunzellen verstärkt oder verringert, was Infektionen begünstigt.

Für ihre Studie entnahmen die Mediziner Blutproben von sieben gesunden Testpersonen, die eine Woche lang keine Schokolade gegessen hatten. Eine erneute Blutentnahme erfolgte, nachdem sie vier Tage lang jeweils 50 Gramm Milchschokolade verzehren durften. Die Forscher brachten dann im Blut enthaltene Immunzellen in Kontakt mit abgetöteten P. acnes- oder St. aureus-Bakterien und ermittelten, wie sich dadurch die Freisetzung von Botenstoffen, sogenannten Zytokinen, veränderte. Nach dem viertägigen Schokoladenkonsum ergaben sich deutliche Unterschiede: Bei Kontakt mit den Propionibakterien produzierten die Immunzellen vermehrt die entzündungsfördernden Zytokine TNF-alpha und Interleukin-1beta. Dagegen verstärkte der Kontakt mit den Staphylokokken die Produktion des entzündungshemmenden Interleukin-10 um das 16-Fache; zudem sank die Bildung von Interleukin-22 um ein Drittel, was die Freisetzung von Abwehrstoffen durch Hautzellen vermindern würde.

Die so veränderten Immunreaktionen könnten also einerseits Entzündungsprozesse in der Haut von Aknepatienten verstärken und andererseits gleichzeitig eine Staphylokokken-Infektion erleichtern. Beides würde das Ausmaß der Aknesymptome verschlimmern und eine Heilung verzögern. Reagenzglasversuche ergaben, dass die in Schokolade in großen Mengen enthaltenen Flavonoide am negativen Effekt auf die Immunabwehr beteiligt sind. Wahrscheinlich, so die Autoren, spielen aber weitere Inhaltsstoffe eine Rolle. Welche das sind, ob der Fettgehalt von Bedeutung ist und ob sich Vollmilch- und Bitterschokolade in ihrer Wirkung unterscheiden, soll in weiteren Studien erforscht werden. Die neuen Erkenntnisse werfen auch die Frage auf, wie Schokoladenkonsum generell das Immunsystem bei der Abwehr bakterieller Infektionen beeinflusst.

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