Von Grau zu Braun: Klimaveränderung beeinflusst Waldkauz-Gefieder

"Wir zeigen, dass aufgrund eines Überlebensvorteils eine starke Selektion gegen die braune Ausprägung auftritt, aber nur in schneereichen Wintern", schreiben Patrik Karell von der Universität Helsinki und seine Kollegen. "Als die Bedingungen im Winter in den vergangenen Jahrzehnten milder wurden, verschwand der Selektionsdruck gegen die braune Ausprägung. Demzufolge liefern wir den Beweis, dass der aktuelle Klimawandel die natürliche Selektion in einer Wildtierpopulation verändert und zu einer mikroevolutionären Antwort führt, was die Fähigkeit von Wildtierpopulationen zeigt, sich als Reaktion auf Klimaveränderungen zu entwickeln." Um auf lange Sicht zu überstehen, müssen sich Organismen an Klimaveränderungen anpassen, bisher sei ein durch Klimawandel vorangetriebener Selektionsdruck aber nicht empirisch bei einer wildlebenden Population demonstriert worden, so die Biologen. Die Forscher hatten die Gefiederfarbe des Waldkauzes (Strix aluco), die ein stark vererbtes Merkmal ist, und mögliche Zusammenhänge zum Klimawandel über einen Zeitraum von rund 30 Jahren analysiert.
Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass braune Waldkäuze schlechtere Überlebenschancen im Vergleich zu grauen Artgenossen haben, was sich in einer kürzeren Lebenszeit und niedrigerem Reproduktionserfolg äußerte. Dieser Selektionsdruck gegen die dunklere Farbe hängt aber mit dem Klima zusammen, konnten Karell und seine Kollegen in ihren Analysen zeigen: Die Klimaänderungen ließen die Winter der vergangenen Jahrzehnte deutlich milder werden. Damit verschwand offenbar dieser Selektionsdruck gegen die dunklere Gefiederfarbe und der Anteil brauner Waldkäuze stieg mit der Zeit deutlich an. Damit belegen die Biologen, dass Klimaveränderungen die natürliche Selektion verändern können und damit die Evolution einer Wildtierpopulation entscheidend beeinflussen.