Verblüffend: Zu viel Wärme nichts für tropische Waldechsen
"Die am wenigsten hitzetoleranten Echsen der Welt findet man in den niedrigsten Breitengraden, in den tropischen Regenwäldern", erläutert Raymond Huey von der University of Washington. "Ich finde das verblüffend." Diese Arten scheinen eine deutlich geringere Toleranz gegenüber Temperaturschwankungen zu haben als ähnliche Spezies in gemäßigteren Breiten und können auch Hitze weniger gut ertragen, so Huey und seine Kollegen. Müssen sie eigentlich auch gar nicht: Da die Außentemperaturen im tropischen Wald nur wenig schwanken, erreichen die Echsen selbst bei den höchsten und niedrigsten Werten immer noch 90 Prozent ihrer maximalen Leistungsfähigkeit. Das hatten die Biologen bereits in den 70er Jahren im Regenwald Puerto Ricos beobachtet. Damals hatten sie bei verschiedenen Echsenarten Daten zu Körpertemperatur und Leistungsfähigkeit bei unterschiedlichen Außentemperaturen gesammelt.
"Weil die Echsen in den tropischen Regenwäldern nicht sehr hitzetolerant sind und in einer Umgebung leben, die bereits warm ist, könnte jede weitere Erwärmung ihnen den Rest geben", sagt Huey. Wenn die Jahresdurchschnittstemperatur nur um wenige Grade ansteigt, könnte dies den Tieren also zum Verhängnis werden. Das verdeutlichen die Forscher anhand des Beispiels zweier Spezies. Während die in Wäldern lebende Art Anolis gundlachi in den 70er Jahren noch ideale Bedingungen im nicht ganz so warmen Wald fand, wäre es der in den benachbarten waldfreien Gegenden lebenden Art A. cristatellus dort zu kühl gewesen. Dass die Temperaturen aber über die vergangenen Jahrzehnte hinweg um einige wenige Grade anstiegen, setzt die Waldechse A. gundlachi gleich doppelt unter Druck: Einmal ist es dadurch bereits jetzt schon belastend warm für sie. Und damit nicht genug, wird es in ihrem Wald bald auch womöglich noch warm genug für ihren Konkurrenten A. cristatellus werden, so dass dieser auch das gleiche Habitat besiedeln und so das Territorium streitig machen könnte.