Überleben auf der Schneeball-Erde

Huyue Song von der China University of Geosciences in Wuhan und seine Kollegen analysierten für ihre Studie fossilreiche Sedimente der Nantuo-Formation im südlichen China. Dabei handelt es sich um ein frühzeitliches Meeresgebiet, das sich vor etwa 640 Millionen Jahren während der Marinoischen Eiszeit auf der Nordhalbkugel zwischen dem 30 und 40 Breitengrad befand. Über Jahrmillionen gelangten diese Sedimente durch die Verschiebung der Kontinentalplatten an ihre heutige Position.
In einer Schieferschicht dieser Sedimenten entdeckten die Forschenden zu ihrer Überraschung fossile Strukturen, die auf einfache Algen hinwiesen. Weitere Analysen der Anteile an Eisen, Stickstoff und Kohlenstoff unterstützten die Annahme, dass hier tatsächlich Mikroorganismen trotz der damals herrschenden Kälte lebten, Photosynthese betrieben und dabei organische Kohlenstoffverbindungen aufbauten. Diese Prozesse des Lebens verlangten allerdings eine offene, nicht von einer geschlossenen Eisschicht abgedeckten Meeresfläche.
Mit dieser Entdeckung erweitern Song und Kollegen das in der Fachwelt diskutierte Modell einer Schneeball-Erde während des Cryogeniums. So könnten tatsächlich einfache Organismen in nördlichen Regionen weit entfernt vom Äquator dieses Eiszeitalter überlebt haben. Daraus folgern die Forscher, dass die Erde damals weniger einem eisigen Schnellball, sondern vielmehr einem etwas lebensfreundlicheren Ball aus Schneematsch geglichen haben könnte.