Tsunamis formten die Landschaft auf dem Mars

Gigantische Flutwellen könnten Sedimentablagerungen erklären und die Küstelinie eines frühen Ur-Ozeans entscheidend verändert haben
Ein Ozean könnte den Mars vor vier Milliarden Jahren bedeckt haben (künstlerische Darstellung)
Ein Ozean könnte den Mars vor vier Milliarden Jahren bedeckt haben (künstlerische Darstellung)
© ESO/M. Kornmesser
Tucson (USA)/Berlin - Vor 3,4 bis 4 Milliarden Jahren soll ein riesiger Ozean auf dem Mars existiert haben. Laut einer vor einem Jahr veröffentlichten Studie könnte er beinahe die Hälfte der Nordhalbkugel mit einer Tiefe von bis zu 1600 Metern bedeckt haben. Allerdings fanden Wissenschaftler bisher keine Anzeichen für eine markante Küstenlinie, die diese Hypothese untermauern würde. Das Fehlen dieser Küstenlinie erklärt nun eine internationale Forschergruppe mit zwei Mega-Tsunamis. Laut des in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlichten Berichts veränderten die Flutwellen die Topographie des Planetens maßgeblich.

„Die Tsunamis könnten von zwei Meteoriten verursacht worden sein, deren Einschläge jeweils Krater mit 30 Kilometern Durchmesser hinterließen“, sagt Thomas Platz von der Freien Universität Berlin. Zusammen mit seinen Kollegen vom Planetary Science Institute in Tucson und weiterer Institute in Spanien, China, den USA, Deutschland und Japan analysierte er Daten, die während mehrerer Marsmissionen seit 1996 vom Planeten aufgezeichnet wurden. Diese Menge an Daten von der Infrarot-Aufnahme bis zur Höhenmessung lieferten, ergänzt von einer Computersimulation, ein detailliertes Geländebild der potenziellen Küstenzone auf der nördlichen Marshemisphäre.

Aus den Geländestrukturen auf der vergleichsweisen flachen Nordhalbkugel folgerten die Forscher, dass zwei Einschläge im Abstand einiger Millionen Jahren jeweils einen Tsunami ausgelöst hatten. Riesige Wellen von bis zu 120 Metern Höhe könnten das Festland bis zu einige hundert Kilometer landeinwärts überflutet haben. “Vor 3,4 Milliarden Jahren verursachte ein Meteorit den ersten Tsunami. Die Welle bestand aus flüssigem Wasser“, sagt Alberto Fairén von der Cornell University. Die Geländebilder zeigten rinnenförmige Strukturen, die wahrscheinlich von dem zurückfließenden Wasser und Geröllmassen geformt wurden. Der spätere Tsunami jedoch ereignete sich offenbar in einer deutlich kälteren Phase. Denn zusätzlich zu den Rückflusskanälen entdeckten die Forscher Hinweise auf Flächen, die nach dem Tsunami länger von einer Eisschicht bedeckt waren. „Dieses Eis floss nie in den Ozean zurück“, sagt Fairén.

Diese Studie gibt eine plausible Erklärung auf die für einen Ozean untypische und schwach ausgeprägte Küstenlinie. Es ist zudem nicht unwahrscheinlich, dass weitere, bisher nicht identifizierte Tsunamis nach Meteoriten-Einschlägen oder auch schwere Beben die Topographie der Landschaft veränderten. Einen sicheren Beweis für die Existenz eines frühen Ozeans auf dem Mars liefert sie allerdings nicht. Doch auf zukünftigen Marsmissionen könnten die möglichen Küstengebiete eines Ur-Oezans in den Fokus genommen werden. Im Idealfall mit einem Roboter, der den Boden auf weitere Hinweise einer Überflutung untersuchen könnte.

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