Tauender Permafrost zerstört Häuser, Straßen und Pipelines

Zwar sind die nördlichen Permafrost-Gebiete relativ dünn besiedelt. Doch insgesamt 120.000 Gebäude, 40.000 Kilometer Straße und 9.500 Kilometer Pipelines sind vom tauenden Permafrost bedroht. Schon mit der aktuellen Erwärmung von 0,29 Grad zwischen den Jahren 2007 und 2016 sind erste Schäden zu beobachten. Jan Hjort von der finnischen Universität Oulu und seine Kollegen extrapolierten die Auswirkungen in Zuge des Klimawandels bis zum Jahr 2050. Sie erwarten eine starke Zunahme dieser Schäden in der Höhe von Dutzenden Milliarden Euro.
Die Ursachen für diese Schäden sind vielfältig. Schmilzt Permafrost dauerhaft auf, verlieren die Böden ihre Tragfähigkeit und lassen Gebäude absacken. Weite Gebiete werden nur in den Sommermonaten auftauen und im Winter wieder gefrieren. Diese Böden mit solchen sogenannten „aktiven Schichten“ zeigen eine zerstörerische Dynamik auf die Infrastruktur, da gefrorenes Eis mehr Raum einnimmt als flüssiges Wasser. Dadurch senken und heben sich die Böden im Laufe der Jahreszeiten und schädigen so Gebäude, Straßen, Schienenwege und Pipelines. Zudem kann tauender Permafrost die Stabilität von Bergen reduzieren, Bergrutsche und Gesteinslawinen wären die Folge.
Völlig hilflos sind die Menschen im hohen Norden diesen Folgen nicht ausgesetzt. Derzeit sind mehrere Verfahren in der Entwicklung, um die Folgen des Permafrostschwunds zu mindern. So können die Fundamente von Gebäuden aufwendig verstärkt werden. In den Sommermonaten könnten großflächig verteilte, reflektierende Folien die Wärmeaufnahme der Böden etwas reduzieren. Und während des Winters ließe sich durch Bohrungen und eine verbesserte Durchlüftung den Böden Wärme entziehen und der verbleibende Permafrost stabilisieren. Doch es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese technisch anspruchsvollen und teuren Maßnahmen zwangsläufig kommende Schäden nur einige Jahre verzögern werden.