Suppenschildkröte: Paarungsverhalten mildert Folgen der Klimaerwärmung
“Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die männlichen Fortpflanzungsintervalle kürzer sind als die zwei bis vier Jahre, die für Weibchen typisch sind“, schreiben Annette Broderick von der University of Exeter und ihre Kollegen. Sie halten außerdem für denkbar, dass sich die Schildkrötenmännchen zwischen unterschiedlichen Gruppen empfängnisbereiter Weibchen bewegen. Satellitengestützte Überwachung untermauert diese Annahme, dass Männchen unterschiedliche Kolonien besuchen. Mithilfe von Genanalysen bei Suppenschildkröten (Chelonia mydas) hatten die Forscher 2008 die Verwandtschaftsverhältnisse in einer Mittelmeer-Kolonie der Tiere unter die Lupe genommen. Im Jahr 2009 verfolgten sie außerdem über einen Zeitraum von 81 Tagen die Wege eines Männchens aus demselben Gebiet mithilfe von Satellitentechnologie.
Die Elternschaftsanalysen von mehr als 800 Nachkommen zeigten: Mindestens 28 Männchen hatten den Nachwuchs der 20 brütenden Weibchen gezeugt. Somit kamen 1,4 Herren auf eine Dame. Ein Männchen lässt sich in einer Kolonie allerdings offensichtlich immer nur mit einem Weibchen ein, denn Halbgeschwister vom selben Vater kamen nicht vor. Eine höhere Paarungsfrequenz der Männchen im Vergleich zu den Weibchen könnte dieses Ergebnis erklären. Auch die Beobachtungen per Satellit stützen diese Annahme, dass sich Männchen an verschiedenen Brutstätten paaren. Das überwachte Männchen reiste von Zypern entlang der türkischen Küste bis nach Ägypten und kam dabei zumindest theoretisch in die Nähe vieler Strände mit Kolonien von Suppenschildkröten. Weitere Erklärungsansätze wären etwa, dass die Weibchen das Sperma von Männchen speichern und später verwenden können, was bereits bei anderen Schildkröten beobachtet wurde. Außerdem könnte eine Rolle spielen, dass die Sterberate von Weibchen höher ist als die der Männchen, so dass das Ungleichgewicht im fortpflanzungsfähigen Alter nicht mehr ganz so massiv ist wie unmittelbar nach dem Schlüpfen.