Schuppen durch Hautbakterien?

„Der von der Kopfhaut produzierte Talg könnte den Propionibakterien als Nahrung dienen und eine hohe Hautfeuchtigkeit sorgt für gute Wachstumsbedingungen dieser Hautkeime“, schreiben die Forscher um Menghui Zhang von der Shanghai Jiao Tong University. Das würde den Zusammenhang erklären, der sich zwischen starker Talgproduktion und hohem Wassergehalt der Haut einerseits und geringer Wahrscheinlichkeit der Schuppenbildung andererseits ergeben hatte. Zudem sei bekannt, dass Propionibakterien keimhemmende Wirkstoffe freisetzen. Diese sogenannten Bacteriocine könnten die Vermehrung von Staphylokokken begrenzen. In ihrer Studie ermittelten die Wissenschaftler durch DNA-Analysen das gesamte Keimspektrum von Pilzen und Bakterien auf der Kopfhaut von 59 gesunden Menschen, die zwischen 18 und 60 Jahre alt waren. Dazu nahmen sie mit Tupfern Proben von unterschiedlichen Regionen des Kopfes. Zusätzlich beurteilten sie das Ausmaß von Schuppenbildung, Talgproduktion, Wasserverdunstung durch die Haut und Hautfeuchtigkeit. Alle Testpersonen hatten sich 48 Stunden vor den Untersuchungen die Haare gewaschen.
Insgesamt identifizierten die Forscher 123 Gattungen von Bakterien. Davon machten allerdings allein die beiden Gattungen Propionibacterium und Staphylococcus mehr als 95 Prozent der Bakterienzahlen aus. Die vorherrschenden Spezies waren Propionibacterium acnes und Staphylococcus epidermidis, die zur natürlichen Hautflora des Menschen zählen. Bei den Pilzen überwogen mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent an der Gesamtkeimzahl Arten der Gattung Malassezia. Für die Bakterien ergab sich ein klarer Zusammenhang mit der Schuppenbildung: Bei Menschen ohne Kopfschuppen machten die Propionibakterien 71 Prozent der Keime aus, bei Menschen mit Schuppen waren es nur noch 50 Prozent. Umgekehrt stieg der Prozentsatz an Staphylokokken von 26 Prozent ohne Schuppen auf 43,5 Prozent mit Schuppen. Testpersonen, die jünger als 40 Jahre waren, produzierten mehr Talg und hatten im Schnitt ein geringeres Schuppenrisiko als Ältere. Zwischen den Keimzahlen verschiedener Pilzarten und dem Ausmaß der Schuppenbildung bestand kein eindeutiger Zusammenhang. Die Ergebnisse könnten zu einer neuen Form der Schuppentherapie beitragen. So würde eine Behandlung, die eine Vermehrung von Propionibakterien fördert, die Zahl an Staphylokokken und möglicherweise auch die Schuppenbildung verringern.