Rufe aus dem Ei: Krokodile wollen synchron schlüpfen
"Unsere Experimente zeigen, dass die Rufe vor dem Schlüpfen wichtige Informationen für die anderen Küken und die Mutter übermitteln. Das synchrone Schlüpfen und die mütterliche Hilfe verbessern sicherlich die Fitness der Jungen", erklären Amélie Vergne und Nicolas Mathevon von der Université Jean Monnet in Saint-Etienne. "Die Lautäußerungen könnten aber auch Räuber anlocken", sagt Mathevon. Von der Gegenwart der Mutter zur richtigen Zeit würden die Jungen daher besonders stark profitieren, wenn alle gleichzeitig zum Schlüpfen bereit seien.
Die Biologen untersuchten das Schlüpfen und das Brutverhalten von Nilkrokodilen (Crocodylus niloticus) in einem Zoo. Dazu hatten sie zuvor Laute von Krokodilsküken in ihren Eiern aufgezeichnet. Diese Töne spielten sie zweimal täglich eine Minute lang vor Eiern ab, aus denen innerhalb von zehn Tagen die Krokodile schlüpfen würden. Im Vergleich zu anderen Eiern reagierten diese öfter mit Antwortrufen und Bewegungen. Schließlich schlüpften alle Krokodile während oder kurz nach dem Abspielen der Rufe. Aus den Kontrolleiern, die mit anderen Geräuschen beschallt wurden, schlüpften die Tiere frühestens fünf Stunden nach dem letzten Abspielen.
Um die Reaktion der Krokodilsmütter auf die Rufe zu testen, entnahmen die Forscher die vergrabenen Eier kurz nach der Eiablage. Die Tiere bewachten aber weiterhin ihr leeres Nest. Nach drei Monaten, gegen Ende der normalen Brutzeit, vergruben die Biologen einen Lautsprecher an der Stelle des Nestes und spielten die Rufe ab. Acht von zehn Krokodilsmütter begannen daraufhin mit dem Graben, um die Eier freizulegen. Wurden andere Geräusche abgespielt, reagierten nur vier von zehn Tieren. Eine akustische Kommunikation in einem frühen Entwicklungsstadium - die es auch bei einigen Vögeln gibt - könnte nach Ansicht der Forscher bereits ein Verhaltensmerkmal der gemeinsamen Vorfahren von Krokodilen und Vögeln gewesen sein.