Rauchen in der Schwangerschaft: Kinderhirn sogar bis in die Schulzeit beeinträchtigt

Kinder von Raucherinnen, die bis zur Geburt weiter geraucht hatten, haben veränderte Hirnstrukturen und leiden häufiger unter psychischen Störungen
Rauchen in der Schwangerschaft könnte bleibende Schäden für das Kinderhirn verursachen.
Rauchen in der Schwangerschaft könnte bleibende Schäden für das Kinderhirn verursachen.
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Rotterdam (Niederlande) - Rauchen während der Schwangerschaft könnte die Hirnentwicklung des ungeborenen Kindes stören und zu bleibenden Schäden führen. Neue Hinweise auf einen solchen Zusammenhang liefern die Ergebnisse einer niederländischen Studie. Demnach hatten Kinder von Raucherinnen kleinere Hirnvolumen und litten häufiger unter psychischen Störungen wie Manie oder Depression. Eine ursächliche Beziehung ist damit zwar noch nicht erwiesen; aber ein negativer Einfluss des Rauchens auf Struktur und Leistungen des Kinderhirns ist sehr wahrscheinlich. Der Gesundheit ihrer Kinder zuliebe sollten Raucherinnen für die Zeit der Schwangerschaft das Rauchen aufgeben oder zumindest einschränken, empfehlen die Forscher im Fachblatt „Neuropsychopharmacology“.

Die gute Nachricht sei, dass Raucherinnen ihr Kind vor Schaden bewahren können, wenn sie zu Beginn der Schwangerschaft mit dem Rauchen aufhören, sagt Hanan El Marroun vom Erasmus Medical Center in Rotterdam. Ihr Forscherteam wertete Daten von 226 Kindern aus, die seit ihrer Geburt in eine größere Langzeitstudie eingebunden sind. Die Hälfte davon wurde von Nichtraucherinnen geboren und diente als Kontrollgruppe. Von den 113 rauchenden Frauen stellten 17 das Rauchen ein, als sie schwanger wurden. Die übrigen konsumierten weiterhin zwischen einer und mehr als neun Zigaretten pro Tag. Durch Hirn-Scans mit Hilfe der Kernspintomographie ermittelten die Forscher bei den Sechs- bis Achtjährigen die Größe des gesamten Gehirns und einzelner Hirnteile. Ein standardisierter Test lieferte Angaben zu Verhalten und psychischem Befinden der Kinder im Alter von sechs Jahren.

Bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft weitergeraucht hatten, war das Gehirnvolumen kleiner als bei denen der Kontrollgruppe. Weniger entwickelt hatten sich insbesondere spezielle Bereiche der Großhirnrinde, die an der Kontrolle von Stimmungen beteiligt sind. Damit verbunden war eine stärkere Anfälligkeit für affektive Störungen wie manisch-depressive Erkrankungen. Gehirn-Scans und Verhaltenstests ergaben keine Unterschiede zwischen Kindern von Nichtraucherinnen und Kindern von Raucherinnen, die ab Beginn der Schwangerschaft nicht mehr geraucht hatten.

Die Ergebnisse einer solchen prospektiven Beobachtungsstudie können einen ursächlichen Zusammenhang nicht beweisen, sagt Hanan El Marroun. Zum einen sei es möglich, dass Nikotin oder ein anderer Inhaltsstoff des Tabaks die Entwicklung des Gehirns im Mutterleib direkt negativ beeinflusst, wie man es bei Ratten bereits nachgewiesen hat. Zum anderen könnte das Rauchen Blutgefäße verengen, so dass der Fötus nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und dadurch das Wachstum des Gehirns gestört wird. Es sei aber auch nicht ganz auszuschließen, so die Autoren, dass andere Faktoren – beispielsweise eine schlechtere Ernährung der Raucherinnen – das Resultat der Untersuchungen mitverursacht haben. Die bereits bekannten Auswirkungen von Tabakkonsum und Erkenntnisse aus Tierversuchen sprächen jedoch eher dafür, dass Rauchen tatsächlich einen schädlichen Einfluss auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes hat. Daher sollten werdende Mütter während der Schwangerschaft nicht oder wenigstens deutlich weniger rauchen.

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