Nektar mit einer Prise Salz

Blütennektar mit höherem Natriumgehalt zieht mehr Insekten an und erhöht die Artenvielfalt der Bestäuber
Honigbiene (Apis melifera carpatica) beim Nektarsammeln auf einer Blüte des Sonnenhuts (Echinacea purpurea)
Honigbiene (Apis melifera carpatica) beim Nektarsammeln auf einer Blüte des Sonnenhuts (Echinacea purpurea)
© Slon 2 / Creative Commons Lizenz CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en
Ann Arbor (USA) - Mit Nektar in ihren Blüten locken viele Pflanzen Insekten an, damit sie ihnen als Bestäuber dienen. Doch dabei spielt offenbar nicht nur der Zucker, sondern auch der Salzgehalt der angebotenen Nahrung eine wichtige und bisher unterschätzte Rolle, wie amerikanische Biologen im Fachblatt „Biology Letters“ berichten. In Freilandversuchen träufelten sie eine Zuckerlösung in die Blüten verschiedener Pflanzenarten. War die künstliche Nektarquelle zusätzlich mit Natrium in Form von Kochsalz (Natriumchlorid) versetzt, wurden diese Blüten häufiger von Bestäubern besucht. Auch das Artenspektrum dieser Insekten war größer als bei Blüten mit reiner Zuckerlösung. Weitere Experimente sollen prüfen, wie sich in der Natur ein erhöhtes Angebot von Natrium im Nektar auf die Vermehrung der Pflanzen und die biologische Fitness der Insekten auswirkt.

„Ob die Variation der Natriumkonzentration im Blütennektar von ökologischer Bedeutung ist, bleibt eine offene Frage“, schreiben die Forscher um Nathan Sanders von der University of Michigan in Ann Arbor. Ihre Untersuchungen würden diesen Zusammenhang aber unterstützen. Andere Arbeiten hätten gezeigt, dass sich der Natriumgehalt des Nektars zwischen verschiedenen Pflanzenarten am gleichen Standort um das 8- bis 24-Fache unterscheiden kann. Aber auch bei Pflanzen derselben Art kann dieser Wert von Jahr zu Jahr schwanken. Die Biologen untersuchten die Hypothese, dass Pflanzen von einem höheren Natriumgehalt des Nektars profitieren, weil sie damit mehr Bestäuber anlocken.

Für ihre Experimente verwendeten sie Pflanzen fünf verschiedener einheimischer Arten, darunter Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) und Blutroter Storchschnabel (Geranium sanguineum). Als künstlichen Nektar setzten sie eine 35-prozentige Rohrzuckerlösung ein – entweder mit oder ohne Zusatz von einem Prozent Natrium, zugegeben in Form von Kochsalz. Mit einer Mikropipette wurden jeweils 15 Mikroliter von einer der beiden Lösungen zwischen Fruchtknoten und Staubblättern in die Blüten von insgesamt 30 Pflanzen getropft. Die Forscher platzierten die in Töpfen wachsenden Pflanzen im Freiland mit drei Meter Abstand voneinander. Dreimal täglich dokumentierten sie jeweils eine Stunde lang Zahl und Spezies der Blütenbesucher. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Bienen und Hummeln, daneben kamen auch Schwebfliegen und Schmetterlinge vor.

Die Biologen registrierten insgesamt 1929 Insekten, die meisten davon auf den Blüten von Schafgarbe und Sonnenhut. Unabhängig von der Pflanzenart war bei natriumhaltigem „Nektar“ die Zahl der Bestäuber fast doppelt so hoch wie bei der reinen Zuckerlösung. Auch das Artenspektrum der Insekten vergrößerte sich etwa auf das Zweifache, wenn die Zuckerlösung auch Salz enthielt. Es sei bekannt, dass die bestäubenden Insekten den Nektar wegen seines Gehalts an Zuckern und Aminosäuren als Nahrungsquelle nutzen, schreiben die Autoren. Wie die neuen Ergebnisse zeigen, könnte die zusätzliche Bedeutung von Natrium auf einen verbreiteten Natriummangel der Insekten hinweisen. Wenn einige Pflanzen im Lauf der Evolution den Natriumgehalt ihres Nektars erhöht haben, um mehr Bestäuber anzulocken, müsste das in einer gesteigerten biologischen Fitness bei Pflanzen und Insekten deutlich werden: Solche Pflanzen und ihre Bestäuber müssten mehr Nachkommen produzieren. Eine experimentelle Bestätigung dafür steht noch aus.

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