Nacktscanner-Technik macht verborgenes Fresko aus römischer Zeit sichtbar

„Wir konnten unseren Augen kaum trauen als das übermalte Bild auf dem Monitor nach und nach sichtbar wurde“, sagt Bianca Jackson vom Centre de Recherche et de Restauration des Museés de France in Paris. Ohne das Fresko zu beschädigen, durchleuchtete sie es mit ihren Kollegen mit den nur Bruchteile eines Millimeters langen elektromagnetischen Wellen im Frequenzbereich zwischen 0,5 und 20 Terahertz. Diese Wellen wurden von den im Altertum verwendeten Farbpigmenten teilweise verschluckt. Die nach dieser Absorption nachweisbaren Terahertzwellen ergaben ein spezifisches Signalspektrum, aus dem dann Punkt für Punkt das verborgene Fresko im Computer berechnet werden konnten. Viele Stunden mussten sich Jackson und Kollegen gedulden, bis sich die Gesamtaufnahme des Freskos zusammengesetzt hatte.
Das übermalte Fresko gehört zum Bestand des Pariser Louvre und stammt aus der Sammlung des italienischen Kunstsammlers Giampietro Campana (1808-1880). An seiner Oberfläche zeigt es das Bild „Trois hommes armés de lances“, das wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden ist und selbst einen kunsthistorisch hohen Wert hat. Wann genau das ursprüngliche Fresko durch das Auftragen von Farbpigmenten in nassem Wandputz gefertigt wurde, wissen die Forscher noch nicht. Auch ob das übermalte Fresko einen römischen Senator, einen reichen Bürger oder einen berühmten Redner darstellt, ist noch nicht geklärt. Laut Jackson sei die Beantwortung dieser Fragen nun Aufgabe von Kunsthistorikern.
Mit ihren Kollegen wird Jackson ihre Terahertz-Technik nun auf weitere Fresken anwenden, um möglicherweise verdeckte Bilder wieder sichtbar zu machen. Im Fokus stehen etwa russische Ikonen und Wandmalereien in frühgeschichtlichen Lehmhütten aus der Steinzeit in der Türkei, die im Rahmen des von der EU finanzierten Forschungsprojekts „Charisma“ untersucht werden können.
Terahertzwellen sind für die Durchleuchtung empfindlicher Fresken offenbar sehr gut geeignet. Ölgemälde dagegen konnten schon vorher mit speziellen Röntgenmethoden auf verborgene Bildschichten untersucht werden. So hatten vor fünf Jahren Physiker vom deutschen Forschungszentrum Desy unter dem van Gogh-Gemälde „Grasgrond“ das Portrait einer unbekannten Frau entdeckt. Sie verwendeten dazu die spezielle Methode der Röntgenfluoreszenzspektroskopie, für die die energiereiche Strahlung einer Synchrotronquelle nötig gewesen war.