Kühle Frösche sammeln Wasser aus der Luft

Australische Laubfrösche nutzen in der Trockenzeit den Kondensationseffekt, um mehr Feuchtigkeit aufzunehmen
Froschgrün und breitmäulig lächelnd - der Korallenfinger-Laubfrosch (Litoria caerulea) scheint der Prototyp eines Frosches
Froschgrün und breitmäulig lächelnd - der Korallenfinger-Laubfrosch (Litoria caerulea) scheint der Prototyp eines Frosches
© Wikimedia Commons, Liquid Ghoul
Darwin (Australien) - Einen besonderen Trick gegen das Austrocknen in der trockenen Jahreszeit haben Laubfrösche im tropischen Australien entwickelt: Die Tiere lassen sich in kalten Nächten stark auskühlen, berichten australische Biologen. Dadurch setzt sich bei Rückkehr in ihre wärmere Baumhöhle die Luftfeuchtigkeit als Kondenswasser an ihnen ab. Dies ist derselbe Effekt, der im Winter Brillengläser beschlagen lässt oder morgens Tautropfen auf die Wiese setzt. Die Frösche nehmen das niedergeschlagene Wasser über ihre Haut auf, wie die Forscher feststellten und im Fachblatt "American Naturalist" veröffentlichen. Ihre Untersuchungen erklären die rätselhaften nächtlichen Ausflüge der Amphibien.

"Wenn es sonst kein Wasser gibt, kann selbst eine kleine Menge den Unterschied machen, ob man die Trockenzeit überlebt oder nicht", berichtet Studienleiter Chris Tracy von der Charles Darwin University. Sein Team hatte immer wieder Korallenfinger-Laubfrösche (Litoria caerulea) entdeckt, die nachts unter freiem Himmel abkühlten. Teils waren die Nächte mit zehn Grad Celsius so kalt, dass die wechselwarmen Tiere sich kaum bewegen konnten. Die Biologen vermuteten einen Wassersammeleffekt. Dazu müssten die Frösche durch Kondensation tatsächlich mehr Flüssigkeit gewinnen, als sie durch leichtes Austrocknen im Freien verlieren. Frühere Forscher hatten theoretisch gezeigt, dass manche Echsen, Spinnen und Frösche dazu in der Lage sein müssten. Allerdings hatten sie nie nachgewiesen, dass dies in der Natur tatsächlich geschieht. So entwickelten Tracy und Kollegen mehrere Experimente mit echten Froschhöhlen in Eukalyptusbäumen sowie mit künstlichen aus PVC-Rohr.

Tautropfen durchdringen die Haut

Tatsächlich zeigte sich auf der Waage: Die Korallenfinger verloren in kalten Nächten bis zu 0,07 Gramm an Gewicht. Allerdings gewannen sie durch die Kondensation in der bis zu 30 Grad Celsius warmen und feuchten Höhle beinah 0,4 Gramm zurück - fast ein ganzes Prozent ihrer Körpermasse. Dieses Wasser hatten sie über die Haut aufgenommen. Bis zu 60 Prozent eines Wassertropfens kann die Froschhaut absorbieren, wie die Forscher in weiteren Tests nachwiesen.

Dies belegt, dass die handtellergroßen Korallenfingerfrösche sich auch in der Trockenzeit des tropischen Australiens ausreichend mit Wasser versorgen können. Sie leben im Nordosten des Kontinents - in Queensland und den Northern Territories -, wo von Juni bis August so gut wie kein Regen fällt. Andere Amphibien graben sich derweil im Schlamm ein oder überstehen die trockene Phase mit anderen Tricks. Die nachtaktiven knallgrünen Laubfrösche könnten wegen ihrer leicht hochgezogenen Mundwinkel als Karikatur eines Wetterfrosches gelten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Condensation onto the Skin as a Means for Water Gain by Tree Frogs in Tropical Australia.", Christopher R. Tracy, Nathalie Laurence, Keith A. Christian; The American Naturalist, Vol 178, S. 553-558
DOI:10.1086/661908


 

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