Koffein in der Schwangerschaft kann Geburtsgewicht verringern

Stammt die anregende Substanz aus Kaffee, besteht zudem eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich die Geburt hinauszögert
Eine Tasse Kaffee enthät durchschnittlich etwa 80 bis 85 Milligramm Koffein.
Eine Tasse Kaffee enthät durchschnittlich etwa 80 bis 85 Milligramm Koffein.
© C. Dick-Pfaff
Göteborg (Schweden) - Auch mit dem Genuss von Koffein sollten werdende Mütter vielleicht vorsichtiger sein als bisher empfohlen. Die anregende Substanz könnte einerseits dazu führen, dass das Neugeborene ein für sein Reifealter geringes Geburtsgewicht hat. Andererseits kann der Konsum von Kaffee, nicht aber der von Koffein aus anderen Quellen wie Tee oder Schokolade, die Schwangerschaft in die Länge ziehen. Das legt eine umfangreiche Datenanalyse nahe, die skandinavische Forscher im Fachblatt „BMC Medicine“ vorstellen. Sogar Mengen von bis zu 200 beziehungsweise 300 Milligramm täglich, die in nordischen Ländern beziehungsweise von der Weltgesundheitsorganisation WHO bislang als gesundheitlich unbedenklich eingestuft werden, haben diesen Ergebnissen zufolge bereits einen Effekt.

„Es besteht eine starke Verbindung zwischen Koffeinkonsum und Rauchen“, erläutert Studienleiterin Verena Sengpiel vom Sahlgrenska University Hospital im schwedischen Göteborg die Hintergründe. Von letzterem sei bekannt, dass es die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt und das Risiko dafür erhöht, dass das Baby bei der Geburt klein für das jeweilige Schwangerschaftsalter ist. Ein solches auf die Dauer der Schwangerschaft bezogen geringes Geburtsgewicht wird auch mit dem englischen Begriff „Small for Gestational Age“ bezeichnet, kurz SGA. „In dieser Studie haben wir keinen Zusammenhang gefunden zwischen der Koffeinaufnahme insgesamt oder der allein aus Kaffee und einer Frühgeburt“, sagt Sengpiel, „aber wir fanden einen Zusammenhang zwischen Koffein und SGA. Dieser Zusammenhang blieb auch dann bestehen, wenn wir ausschließlich nichtrauchende Mütter betrachteten.“ Dies lege nahe, dass das Koffein selbst einen Effekt auf das Geburtsgewicht hat.

In ihre Berechnungen bezogen Sengpiel und ihre Kollegen die Daten von insgesamt 59.123 Frauen ein, die an einer norwegischen Gesundheitsstudie teilgenommen hatten. Dabei waren Angaben der werdenden Mütter über ihren Konsum koffeinhaltiger Nahrungsmittel zu drei Zeitpunkten während der Schwangerschaft ebenso aufgezeichnet worden wie Informationen zur Dauer der Schwangerschaft und zum Neugeborenen. Die Analysen ergaben: Eine Aufnahme von 200 bis 300 Milligramm täglich erhöhte im Vergleich zu einer von 0 bis 50 Milligramm die Wahrscheinlichkeit für SGA, also für ein verhältnismäßig geringes Geburtsgewicht. Darüber hinaus ging erhöhter Koffeinkonsum, sofern dieses aus Kaffee stammte, mit einer ausgedehnteren Schwangerschaft einher – jeweils 100 Milligramm Tagesdosis verlängerte die Dauer um acht Stunden. Bei diesem Effekt spielt also wohl nicht nur das Koffein eine Rolle. Womöglich sind auch andere Inhaltsstoffe im Kaffee daran beteiligt oder ein Verhalten, das eher bei Kaffee- als etwa bei Teetrinkerinnen vorkommt. Eine spontane Frühgeburt, wie sie im Zusammenhang mit Nikotinkonsum beobachtet wird, gehörte nicht zu den gefundenen Risiken.

Grundsätzlich war Kaffee bei den werdenden Müttern die häufigste Quelle für Koffein. Eine Tasse (150 Milliliter) gewöhnlicher Filterkaffee enthält etwa 80 bis 85 Milligramm Koffein. Besonders bei den Frauen, die nur wenig Koffein zu sich nahmen, spielten dagegen Tee und Kakao in diversen Lebensmitteln von der Trinkschokolade bis zur Tafel die zentrale Rolle.

© Wissenschaft aktuell
Weitere Artikel zu diesem Thema:
Koffein bremst Eileiter aus


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg