Knie-Klicken unter Antilopen
"Rivalen nutzen häufig Signale, um ihre Kampffertigkeiten kundzutun und legen dadurch Konflikte bei, ohne die hohen Kosten zu erleiden, die mit tatsächlichem Kämpfen verbunden sind", erläutert Jakob Bro-Jørgensen von der Universität Jyväskylä in Finnland und der Zoological Society of London. Gemeinsam mit seinem Kollegen Torben Dabelsteen von der Universität Kopenhagen hatte er Elenantilopen (Tragelaphus oryx) in einem rund 400 Quadratkilometer Gebiet in Kenia beobachtet. Die Biologen untersuchten das komplizierte Signalsystem für den Wettbewerb der Bullen untereinander und konzentrierten sich dabei besonders auf die Bedeutung des Phänomens des lauten Knie-Klickens. Dieses Klicken, das mehrere hundert Meter weit zu hören ist, entsteht dadurch, dass eine Sehne über einen der Beinknochen gleitet.
Die Forscher machten drei separate Komponenten aus, über welche die Bullen ihre Kampfkraft mitteilen: Körpergröße, Alter und mutmaßliche Aggressivität. Die potenzielle Aggressivität wird in erster Linie über eine dunkle Fellfärbung und die Auffälligkeit frontaler Haarbüschel vermittelt, die mit der Menge an Androgenen, männlichen Sexualhormonen, zusammenhängen. Das Alter hingegen zeigt sich etwa in der Größe der so genannten Wamme, einer auffälligen, schmückenden Hautfalte, die von der Kehle bis zur Brust oder dem Bauch herabhängt. Bei der Einschätzung von Alter und auch der Körpergröße spielt aber ebenso das Knie-Klicken eine entscheidende Rolle: Da die Sehne wie eine gezupfte Saite fungiert, verändert sich die Tönhöhe des Geräuschs mit Länge und Durchmesser der Sehne - damit auch mit Größe und Alter des Bullen. Alter wiederum ist ein guter Anhaltspunkt für die Kampferfahrung eines Tieres.
All diese Faktoren gemeinsam dienen dem Zweck, dass Rivalen den Gegner leichter einschätzen und einem sinnlosen Konflikt aus dem Weg gehen können. "Speziell das laute Knie-Klicken wurde als ein taugliches Signal der Körpergröße entdeckt, das ein außergewöhnliches Beispiel für die Möglichkeiten non-verbaler akustischer Kommunikation bei Säugern liefert", schreiben die Biologen.