Klimawandel beeinflusst Flusspegel weltweit

Jahreszeitliche Schwankungen der Flussströmungen nehmen besonders in den nördlichen Breiten ab.
Alpiner Flusslauf nahe Zinal im schweizerischen Kanton Wallis.
Alpiner Flusslauf nahe Zinal im schweizerischen Kanton Wallis.
© Yoal Desurmont
Leeds (Großbritannien) - Ausgeprägte Regenzeiten oder die Schneeschmelze lassen die Pegelstände vieler Flüsse mit den Jahreszeiten schwanken. Zudem zähmt der Mensch seit Jahrhunderten gut zwei Drittel aller Flüsse mit Begradigungen, Talsperren und Wasserkraftwerken. Doch auch der Klimawandel hat einen Einfluss auf die jahreszeitlichen Schwankungen der Pegelstände. Wie stark dieser Effekt ist, haben nun Forschende aus Großbritannien, China und der Schweiz erstmals systematisch untersucht. Wie sie in der Fachzeitschrift „Science“ berichten, nehmen dadurch vor allem in Flüssen in nördlichen Breiten die jahreszeitlichen Schwankungen signifikant ab.

„Unsere Studie zeigt, dass zunehmende Lufttemperaturen die natürlichen Muster der Flussströmungen fundamental verändern“, sagt Hong Wang, die sowohl an der University of Leeds als an der Southern University of Science and Technology in Shenzhen forscht. Um die Auswirkungen des Klimawandels zu bestimmen, griff Wang mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf die Messungen von mehr als 10.000 Pegelstationen weltweit zurück. Dank der monatlich erfassten Pegelstände über einen langen Zeitraum zwischen den Jahren 1965 und 2014 konnten die Forschenden den Einfluss der in diesen Jahrzehnten zugenommenden Erderwärmung ermitteln.

Ihre umfassende Datenanalyse zeigte für gut ein Fünftel aller untersuchten Flüsse signifikante Änderungen. Besonders in den nördlichen Regionen Europas, Asiens und Amerikas sowie in der Alpenregion nahmen die jahreszeitlichen Schwankungen der Pegelstände von 19 bis 40 Prozent der Flüsse ab. Hier veränderten sich die Pegelstände im Laufe eines Jahres also immer weniger. Einen entgegengesetzten Trend konnte das Team um Hong Wang allerdings im Südosten Brasiliens erkennen. Dort zeigte ein Viertel aller Pegelstationen eine Zunahme der jahreszeitlichen Schwankungen. Verantwortlich für diese Veränderungen der strömenden Wassermengen sind vor allem die Niederschlagsmuster, die sich je nach Region im Zuge der Erderwärmung wandeln. Im Alpenraum wirkt sich zudem die abnehmende winterliche Schneemenge aus, so dass mit der Schneeschmelze im Frühjahr die Anrainerflüsse entsprechend weniger Wasser führen.

Diese Klimastudie zeichnet ein komplexes Bild der jahreszeitlichen Schwankungen der Flusspegelstände. Je nach Region sind die strömenden Wassermengen über ein ganzes Jahr mal mehr und mal weniger ausgeglichen. Die neuen Ergebnisse können nun helfen, die regionalen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel besser zu planen. Damit ließe sich der Schutz vor drohenden Fluten, die Wasserversorgung für Mensch und Landwirtschaft und der Erhalt der Ökosysteme in den Flüssen optimieren.

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