Keine Allergiegefahr durch Erdnüsse in der Schwangerschaft

Studie deutet eher darauf hin, dass verstärkter Nusskonsum das Risiko einer Nahrungsmittelallergie für das Kind verringert
Erdnüsse haben ein großes allergisches Potenzial, sind aber für Schwangere unbedenklich.
Erdnüsse haben ein großes allergisches Potenzial, sind aber für Schwangere unbedenklich.
© Alice Welch, United States Department of Agriculture
Boston (USA) - Schwangere brauchen nicht auf Nahrungsmittel zu verzichten, die leicht Allergien auslösen. Wie die Ergebnisse einer amerikanischen Studie zeigen, trifft vielleicht sogar das Gegenteil zu: Das Risiko einer Erdnussallergie war für Kinder umso geringer, je häufiger die Mütter während der Schwangerschaft Erdnüsse gegessen hatten. Die Befürchtung, dass sich krankhafte Immunreaktionen entwickeln könnten, wenn das Kind bereits im Mutterleib Kontakt mit Nussbestandteilen hat, ist demnach nicht berechtigt. Es sei vielmehr wahrscheinlicher, schreiben die Forscher im Fachblatt „JAMA Pediatrics”, dass das Immunsystem dadurch lernt, harmlose Inhaltsstoffe der Lebensmittel zu tolerieren.

„Für Frauen, die selbst nicht allergisch gegen Erdnüsse sind, gibt es keinen Grund, Erdnüsse während der Schwangerschaft zu meiden“, sagt Michael Young vom Boston Children’s Hospital. Die Ergebnisse seiner Studie unterstützen dagegen die Hypothese, dass ein früher Kontakt mit den Allergenen das Risiko einer Nahrungsmittelallergie für Kinder senkt. Young und seine Kollegen werteten Daten von 8205 Kindern aus, die zwischen 1990 und 1994 geboren wurden. Darunter waren 140 Fälle von medizinisch nachgewiesenen Allergien gegen Erdnüsse oder andere nussartige Nahrungsmittel. Erdnüsse besitzen ein besonders großes allergisches Potenzial. Die Erdnusspflanze ist zwar botanisch nicht mit Haselnuss- oder Walnussbaum verwandt, sondern zählt zu den Hülsenfrüchtlern. Dennoch besteht bei einer Erdnussallergie häufig auch eine Allergie gegen Wal-, Pekan- oder Haselnüsse und auch gegen Mandeln und Pistazien. Früheren Empfehlungen zufolge sollten Kinder in den ersten Lebensjahren und Schwangere diese nussartigen Lebensmittel meiden, um die Entwicklung einer Allergie zu verhindern.

Als Teilnehmerinnen einer größeren Langzeitstudie hatten die Mütter bereits zur Zeit der Geburt ihres Kindes ihre Ernährungsgewohnheiten während der Schwangerschaft mitgeteilt. Für die Mehrzahl der Frauen, die nicht allergisch gegen Erdnüsse waren, ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang: Im Vergleich zu denen, die gar keine Nüsse gegessen hatten, verringerte sich das Allergierisiko der Kinder um 44 Prozent für die, die ein- bis viermal pro Woche eine Nussportion verzehrten. Für Kinder der Frauen, die noch mehr davon konsumiert hatten, sank das Krankheitsrisiko sogar um bis zu 69 Prozent. Mütter mit hohem Nusskonsum aßen auch mehr Obst und Gemüse als die anderen. Daher wäre es denkbar gewesen, so die Forscher, dass die erhöhte Zufuhr an Antioxidantien durch die pflanzliche Kost für das verringerte Allergierisiko verantwortlich ist. Aber auch wenn dieser Einflussfaktor bei der statistischen Auswertung berücksichtigt wurde, änderte das nichts an der Aussage der Studie.

Die Daten reichten nicht aus, um eine Ursache-Wirkung-Beziehung nachzuweisen, sagt Young. „Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob sich durch erhöhten Erdnusskonsum in der Schwangerschaft eine Erdnussallergie bei Kindern verhindern lässt. Aber die Ergebnisse zeigen, dass der Verzehr von Erdnüssen keine Allergie bei den Kindern auslöst.“ Frauen, die selbst bereits allergisch auf Erdnüsse reagieren, sollten aber auch in der Schwangerschaft auf nussartige Nahrungsmittel verzichten. Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung westlicher Industriestaaten leiden unter einer Erdnussallergie. Die Krankheit tritt meist erstmals in der Kindheit auf und bleibt lebenslang bestehen. Die leichten bis schweren Symptome betreffen Haut und Schleimhäute, Magen und Darm sowie die Atmung und den Kreislauf.

Nur zwei generelle Empfehlungen für die Ernährung in der Schwangerschaft nennt Ruchi Gupta von der Northwestern University in Chicago in einem begleitenden Kommentar. Zum einen sollte eine ausreichende Zufuhr des Vitamins Folsäure sichergestellt sein, um das Kind vor Fehlbildungen, sogenannten Neuralrohrdefekten, zu schützen. Zum anderen sollten Schwangere auf Rohmilchkäse verzichten, um bakterielle Infektionen durch Listerien zu verhindern. Der Verzehr von Erdnüssen und anderen nussartigen Lebensmitteln sei gesund, so Gupta, weil sie Folsäure enthalten und – wie die neue Studie nun nahe legt – das Kind möglicherweise vor einer Allergie schützt.

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