Hitzewellen werden deutlich häufiger

Neue Studie sieht engen Zusammenhang zwischen Erderwärmung und extremen Hitzeperioden auf der Nordhalbkugel
Auf der Nordhalbkugel ist in den kommenden Jahrzehnten mit mehr Hitzewellen (rot) zu rechnen.
Auf der Nordhalbkugel ist in den kommenden Jahrzehnten mit mehr Hitzewellen (rot) zu rechnen.
© Yang Chen et al.
Peking (China) - Mit jeder sommerlichen Hitzewelle setzt die Diskussion ein, ob die Ursache im von Menschen verantworteten Klimawandel liegt. Doch eine eindeutige Zuordnung kann die Klimaforschung bisher nicht liefern, sondern lediglich eine mehr oder weniger hohe Wahrscheinlichkeit für den Zusammenhang von Hitzewelle und Erderwärmung. Das wachsende Risiko für sommerliche Hitzeperioden auf der Nordhalbkugel schätzte nun eine chinesische Forschergruppe detaillierter ab. Wie sie in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ berichten, müsse mit den aktuellen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2100 mit achtmal mehr Hitzewellen gerechnet werden als heute.

Yang Chen von der chinesischen Akademie für Meteorologie und seine Kollegen legten für ihre neue Prognose den Fokus auf Ereignisse, bei denen nach einem extrem heißen Tag auch nachts keine nennenswerte Abkühlung auftritt. Muss heute auf der Nordhalbkugel mit acht solcher Hitzetage gerechnet werden, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts durchschnittlich etwa 69 heiße Hundstage während des Sommers wahrscheinlich werden. Diese Prognose gilt allerdings nur, wenn der Ausstoß an Treibhausgasen unvermindert anhält und eine Erderwärmung von drei bis vier Grad verursacht. Sollte jedoch das angestrebte Zwei-Grad-Ziel erreicht werden, sei in der nördlichen Hemisphäre nur mit fünf weiteren, insgesamt also 13 Hitzetagen ohne nächtliche Abkühlung zu rechnen.

Diese neue Abschätzung basiert sowohl auf Klimadaten aus den Jahren 1960 bis 2012 als auch auf einem Ensemble von Klimamodellen. Die Messdaten selbst belegen, dass für jedes der fünf vergangenen Jahrzehnte ein zusätzlicher Hitzetag im Sommer auftrat. Parallel stieg pro Dekade auch die Temperatur an diesen Hitzetagen um gut ein Viertel Grad an. Diesen Trend gilt es nach Aussage der Forscher zu stoppen. „Der gezeigte klare Zusammenhang zwischen anthropogenen Treibhausgasemissionen und einer sehr schnellen Zunahme an Hitzetagen verlangt dringend nach einer Reduktion der Emisionen“, sagen Yang Chen und sein Kollege Jun Wang.

Über die Hitzewelle-Prognose hinausgehend betrachteten die Klimaforscher auch die Auswirkungen auf die Bevölkerung in Europa, Nordamerika und Asien. So summierten sich im vergangenen Jahrzehnt die Auswirkungen einer Hitzewelle auf knapp 20 Milliarden Menschen und Tage. Sollte es jedoch nicht gelingen, die Treibhausgasemissionen weiter zu reduzieren, muss in den 2090er Jahren mit gut 170 Milliarden Personentage gerechnet werden. Auch die Anzahl der Opfer von Hitzewellen könnte sich damit ebenfalls verachtfachen.

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