Generation 90 plus: Demenzrisiko steigt mit Gebrechlichkeit

Abnehmende körperliche Fitness und nachlassende Hirnleistungen haben möglicherweise gemeinsame Ursachen
Portrait von Elisabetha Drum (geb. Scherer) aus Kittsee, Österreich
Portrait von Elisabetha Drum (geb. Scherer) aus Kittsee, Österreich
© Michael Ströck (mstroeck) / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Irvine (USA) - Auch bei langlebigen Menschen besteht im hohen Alter ein enger Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und der Wahrscheinlichkeit, an irgendeiner Form der Demenz zu erkranken. Ob nachlassende körperliche Fähigkeiten einer Demenz vorausgehen und ob ein körperliches Training das Demenzrisiko von über 90-Jährigen senken kann, sollen zukünftige Studien zeigen, schreiben amerikanische Wissenschaftler im Fachblatt „Archives of Neurology“. Ihre Studie kommt damit zu einem ähnlichen Ergebnis wie frühere Untersuchungen bei etwas jüngeren Menschen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass bereits ein geringes Absinken der körperlichen Leistungsfähigkeit mit einem zunehmendem Demenzrisiko verbunden ist“, erklären Szofia Bullain und Kollegen von der University of California in Irvine. Sie erfassten Daten von 629 Menschen im Alter von über 90 Jahren. Dreiviertel davon waren Frauen. Die Forscher bewerteten die körperliche Fitness anhand einer Punkteskala, die durch die Ergebnisse von vier Tests ermittelt wurde: Die Probanden mussten eine vier Meter lange Strecke gehen, sich fünfmal mit vor der Brust verschränkten Armen von einem Stuhl erheben und mit unterschiedlichen Fußstellungen zehn Sekunden lang frei stehend das Gleichgewicht halten. Außerdem wurde die Greifkraft der dominanten Hand gemessen. In jeder der vier Übungen waren 0 bis 4 Punkte zu erreichen. Die Diagnose einer Demenz erfolgte nach standardisierten Testverfahren. Bei der statistischen Auswertung wurden neben Alter und Geschlecht auch der Bildungsstand und Herz- und Gefäßkrankheiten als mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt.

Für jeden einzelnen der vier Tests ergab sich: Je geringer die erreichte Punktzahl, desto wahrscheinlicher war die Demenzdiagnose. So hatten die Probanden, die gar nicht mehr ohne Hilfe gehen konnten, ein fast 30-fach höheres Krankheitsrisiko als diejenigen, die die Strecke am schnellsten zurücklegten. Schon eine nur geringfügig verminderte Gehgeschwindigkeit vergrößerte die Wahrscheinlichkeit einer Demenz auf das Vierfache. Eine Demenz sei ein komplexer neurodegenerativer Prozess, der sowohl körperliche Leistungen als auch kognitive Fähigkeiten beeinträchtigen könne, schreiben die Forscher. Weitere Untersuchungen müssten nun klären, ob sinkende körperliche Fitness eine Demenz im hohen Alter beschleunigt und ob Trainingsprogramme dem entgegenwirken könnten.

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