Gegen die Langeweile - für die Wundheilung

Die Möglichkeit zum Nestbau lässt Verletzungen bei Ratten besser heilen
Boston (USA) - Leben Ratten in einer abwechslungsreicheren Umgebung, heilen ihre Wunden schneller. Selbst wenn ihnen Artgenossen fehlen, verbessert es den Wundheilungsprozess, wenn sie sich die Zeit mit Nestbau vertreiben können. Das haben amerikanische Forscher bei den Nagern beobachtet. Dass die Nager Material zum Nestbau zur Verfügung haben, scheint zu helfen, den Stress des Alleinseins besser zu bewältigen - und dies äußert sich auch in der besseren Wundheilung. Einen vergleichbaren Effekt erzielt auch die Gabe des Hormons Oxytocin, das eine Rolle bei der mütterlichen Bindung spielt, haben sie weiterhin festgestellt. Details ihrer Untersuchungen schildern die Wissenschaftler im Fachblatt "PLoS ONE".

"Die Tatsache, dass es nicht nur ihr Verhalten, sondern auch ihre körperliche Gesundheit verändert, wenn man in das Verhalten dieser Tiere eingreift, wirft wichtige Fragen zu Geist und Körper auf, die weitere Untersuchung beim Menschen sowie in Tiermodellen benötigen", erläutert Gregory Fricchione vom Massachusetts General Hospital in Boston, einer der beteiligten Forscher. "Dies bereitet den Weg für weitere Studien, um die Mechanismen zu identifizieren, die für dieses Phänomen verantwortlich sind." Die Wissenschaftler hatten junge Ratten unmittelbar nach der Entwöhnung entweder gemeinsam mit Artgenossen oder alleine in einen Käfig gesetzt. Einigen der Nager in Einzelhaft standen zusätzlich zur gewöhnlichen Streu Baumwollplatten zur Verfügung, die sie zerpflücken und für den Bau eines Nestes verwenden konnten. Mit Brandwunden, die den Tieren unter Narkose zugefügt wurden, testeten die Forscher deren Wundheilungsvermögen.

Die Wundheilung unterschied sich deutlich zwischen den unterschiedlichen Gruppen: Waren die Wunden vier Wochen nach der Verletzung bei 92 Prozent der gesellig lebenden Tiere gut verheilt, war dies nur bei 12 Prozent der allein lebenden Ratten ohne Nestbaumaterial der Fall. Bei den Nagern, die zwar allein lebten, aber die Möglichkeit zum Nestbau hatten, waren die Verletzungen bei 65 Prozent gut verheilt. "Diese Ergebnisse stimmen mit denen anderer Tierstudien überein, die zeigen, wie Stress und soziale Isolation das körperliche Wohlbefinden reduzieren", erklärt John B. Levine vom Massachusetts General Hospital in Boston, Leiter der Studie. "Doch unsere Studie ist neu, indem sie zeigt, dass diese nachteiligen Effekte auf die körperliche Gesundheit durch Umgebungs-Reize wieder rückgängig gemacht werden können."

In einem weiteren Experiment konnten die Wissenschaftler zeigen, dass eine Gabe von Oxytocin den gleichen Heilungseffekt brachte. Eine dritte Versuchsreihe belegte darüber hinaus: Die Möglichkeit, sich mit den Bau eines Nestes beschäftigen zu können, reduzierte hyperaktives Verhalten und hatte eine Auswirkung auf den Hippocampus, eine Hirnregion, welche an der Verarbeitung von Stress beteiligt ist. Die Expression von Genen, die bei isolierten und damit gestressten Tieren für gewöhnlich unterexprimiert sind, war dann wieder gesteigert.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: Massachusetts General Hospital
"Nest Making and Oxytocin Comparably Promote Wound Healing in Isolation Reared Rats", John B. Levine et al.; PLoS ONE, Vol. 4(5), e5523, doi:10.1371/journal.pone.0005523


 

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