Essenszeiten doch entscheidend?

„Unsere Ergebnisse beleuchten das große Potenzial, das zeitlich beschränkte Nahrungsaufnahme haben könnte, um Übergewicht und den damit einhergehenden Stoffwechselstörungen entgegenzuwirken“, schreiben Amandine Chaix und Satchidananda Panda vom Salk Institute for Biological Studies in La Jolla und ihre Kollegen. Es lohne sich zu untersuchen, ob die physiologischen Beobachtungen bei Mäusen auch beim Menschen anwendbar sind. Die Forscher hatten mit rund 400 Mäusen über mehrere Wochen und Monate eine Reihe von Ernährungsexperimenten durchgeführt, sowohl mit normalgewichtigen wie auch übergewichtigen Tieren. In unterschiedlichen Gruppen setzten sie den Nagern verschiedene Futterzusammenstellungen vor – zum Beispiel besonders fett- und/oder kohlehydratreiche Kost – und variierten auch die Zeitspannen, über die das Futter zugänglich war.
Es stellte sich heraus: Diejenigen Mäuse, die nur neun bis zwölf Stunden täglich an ihr Futter durften, nahmen selbst bei gehaltvoller Kost weniger zu als Artgenossen, die keine Einschränkungen erhielten – und das obwohl sie insgesamt genauso viele Kalorien zu sich nahmen. Diese positiven Auswirkungen der eingeschränkten Futterzeit zeigten sich unabhängig davon, ob die Mäuse zu Beginn des Versuchs normalgewichtig oder zu dick waren und welche Futterzusammenstellung sie erhalten hatten. Auch blieb der Effekt selbst dann bestehen, wenn an zwei Tagen in der Woche – sozusagen am Wochenende – freier Zugang zum Futter gewährt wurde. Außerdem spielte keine Rolle, ob das Zeitfenster der Beschränkung neun, zehn oder zwölf Stunden lang war. Erst bei 15 Stunden begann der Effekt sich abzuschwächen.
Bei übergewichtigen Mäusen war die Wirkung einer Zeit-Diät, die die tägliche Nahrungsaufnahme auf neun Stunden beschränkte, besonders verblüffend: Obwohl diese weiterhin dieselben Kalorienmengen zu sich nahmen, verloren sie innerhalb weniger Tage etwa fünf Prozent an Körpergewicht und nahmen auch langfristig nicht mehr zu – ganz im Gegensatz zu Artgenossen aus der Kontrollgruppe, die sehr wohl zunahmen. Auch typische Anzeichen für Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder bedenkliche Cholesterinwerte verbesserten sich bei der zeitlichen Einschränkung. „Heutzutage heißt es häufig ‚Man muss seine Ernährungsweise umstellen, um sich gesund zu ernähren’“, erläutert Panda. „Doch viele Leute haben keinen Zugang zu gesunder Ernährung. So ist die Frage, ob sie nicht auch trotzdem einfach zeitbeschränkt essen und damit ein wenig gewinnen können.“
Bereits 2012 hatte Panda zeigen können: Mäuse, die fettreich fressen, aber nur acht Stunden am Tag an ihr Futter gelangen, sind trotz der fettreichen Ernährung schlanker als Artgenossen, die ständig Zugang zu ihrem Futter haben – und das obwohl alle dieselbe Kalorienmenge zu sich nehmen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie untermauert diese früheren Erkenntnisse und zeigt, dass die Effekte sogar deutlich weitreichender sind als gedacht, Überwicht zum Beispiel sogar rückgängig gemacht werden kann. Für eine schlanke Linie gibt es zahlreiche Tipps unterschiedlichster Art, jedoch ist bei deutlichen Figurproblemen eine Ernährungsumstellung letztlich kaum zu ersetzen. Doch vielleicht – sofern die Ergebnisse aus den Mäuseversuchen tatsächlich auch beim Menschen zutreffen – reicht ganz einfach eine zeitliche Begrenzung der Kalorienaufnahme. Das müssen nun weitere Studien zeigen.
Bestätigt: Esstempo beeinflusst Kalorienaufnahme und Hungergefühl
Abnehmen: Zeitpunkt des Mittagessens beeinflusst Erfolg