Entwarnung: Vollnarkose erhöht Demenzrisiko nicht

Ältere Menschen brauchen nicht zu befürchten, dass die Anästhesie bei Operationen das Gehirn dauerhaft schädigt und eine Alzheimer-Erkrankung fördern könnte
Der Narkosemonitor zeigt verschiedene Körpermesswerte des Patienten während einer Operation.
Der Narkosemonitor zeigt verschiedene Körpermesswerte des Patienten während einer Operation.
© Kalumet aus der deutschsprachigen Wikipedia / Creative Commons (CC BY-SA 3.0), http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Rochester (USA) - Nach einer Operation unter Vollnarkose treten bei einem Teil der älteren Patienten vorübergehend Gedächtnisprobleme auf. Das gab Anlass zur Befürchtung, dass die Anästhesie auch bleibende Veränderungen im Gehirn auslösen könnte, die das Demenzrisiko erhöhen. Einen Nachweis dafür gibt es aber nicht. Jetzt zeigt eine große Studie, dass solche Bedenken nicht berechtigt sind. Demnach erkranken Menschen nicht häufiger an einer Demenz, wenn sie im mittleren oder höheren Alter – auch mehrmals – unter Vollnarkose operiert worden sind, berichten amerikanische Mediziner im Fachblatt „Mayo Clinic Proceedings“.

„Es gibt viele Gründe besorgt zu sein, wenn ältere Menschen operiert werden müssen, aber die Angst vor Alzheimer gehört eher nicht dazu“, sagt David Warner von der Mayo Clinic in Rochester, der Leiter des Forscherteams. Einige Tierversuche anderer Wissenschaftler hatten ergeben, dass eine Anästhesie Veränderungen im Hirngewebe verursachen kann. Dazu zählten die für die Alzheimer-Demenz typischen Ablagerungen von Beta-Amyloiden und Neurofibrillen. Jetzt zeigt das Ergebnis der klinischen Studie, dass diese Befunde wahrscheinlich nicht auf den Menschen übertragbar sind.

Die Untersuchung erfasste 877 Menschen, bei denen eine Demenz nachgewiesen wurde. Als Kontrolle diente die gleiche Zahl gleichaltriger, geistig gesunder Personen, die in derselben Region von Minnesota lebten. Der Prozentsatz der Menschen, die als Erwachsene nach ihrem 45. Geburtstag mindestens einmal unter Vollnarkose operiert wurden, war in beiden Gruppen mit etwa 70 Prozent gleich. Auch für diejenigen, die mehr als viermal eine solche Anästhesie erduldet hatten, ergab sich kein höheres Demenzrisiko als für die niemals Narkotisierten. Es könne passieren, dass kognitive Funktionen älterer Menschen nach einer Operation einige Wochen oder gar Monate lang beeinträchtigt sind, sagt Warner. Die neue Studie zeige aber, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Narkose und einer späteren Demenz gibt.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg