Durchbruch im Verständnis von Chorea Huntington, Parkinson und Alzheimer
"Die Studie liefert erste genetische und pharmakologische Beweise, dass die Hemmung eines bestimmten Enzyms gegen diese Krankheit hilft", so Flaviano Giorgini. Der Forscher und seine Kollegen von der University of Leicester hatte mit Taufliegen als Tiermodell für Chorea Huntington experimentiert: An den Insekten konnten sie anhand einer veränderten Augenfarbe relativ einfach feststellen, ob es in den zu den Augen führenden Nervenbahnen zu degenerativen Prozessen gekommen war oder nicht. Hemmten die Wissenschaftler das Enzym Kynurenin-3-Monooxygenase (KMO) im Organismus der Fliegen, wurden die Nerven-zerstörenden Prozesse aufgehalten. KMO stand bei neurodegenerativen Erkrankungen schon seit längerm im Fokus der Forscher. Denn durch die Hemmung des Enzyms erhofften sie sich, dass im Gegenzug mehr Nerven-schützende Substanzen produziert würden.
"Dieser Durchbruch ist wichtig, da es aktuell noch keine Medikamente gibt, die ein Fortschreiten des Krankheitsprozesses aufhalten können oder den Start der Erkrankung verzögern", Giorgini weiter. "Da viele Hemmstoffe von KMO vorhanden sind und noch mehr entwickelt werden, besteht die Hoffnung, dass diese Substanzen letztendlich in klinischen Studien getestet werden können." Das gelte sowohl für diese wie andere Krankheiten des Nervensystems, darunter auch Alzheimer und Parkinson.
Diese Hoffnungen werden von Ergebnissen einer transatlantischen Kooperation unterstützt. In Tierversuchen mit Maus-Modellen für Chorea Huntington und die Alzheimer-Krankheit an der University of California in San Francisco wurde ebenfalls KMO gehemmt. Auch hier berichten die Forscher, ein Team um Paul Muchowski, über positive Ergebnisse: In den Versuchstieren wurden Erinnerungsdefizite verhindert und der Abbau von Verbindungen zwischen Nervenzellen des Gehirns unterbunden.
Chorea Huntington beginnt meist zwischen dem 35. bis 45. Lebensjahr und endet nach durchschnittlich 15 bis 20 Jahren mit dem Tod des Erkrankten. Das Leiden verursacht einen fortschreitenden Abbau von Hirnzellen, was nach und nach die Fähigkeiten des Betroffenen zu gehen, zu denken und zu sprechen beeinträchtigt. Kennzeichnend sind auch ungewollte, ruckartige Bewegungen - woraus sich der ältere Name "Veitstanz" ableitete. Spätere Krankheitssymptome sind schmerzhaft erhöhte Muskelspannung und verlangsamte Bewegungen. Weltweit ist ungefähr eine von 10.000 Personen von der Krankheit betroffen. Benannt ist die Huntington-Krankheit nach dem New Yorker Arzt George Huntington, der sie 1872 erstmals beschrieb.