Cholera: Soziale Netze erfassen Ausbruch und Ausbreitung am schnellsten

Internetprogramm lieferte bei der Epidemie in Haiti wesentlich rascher verlässliche Daten als offizielle Statistiken
Boston (USA) - Soziale Netzwerke und Internet haben maßgeblich zum Erfolg des Arabischen Frühlings beigetragen. Sie könnten aber auch helfen, den Start und Verlauf von Seuchen schneller zu verfolgen als traditionelle Quellen, fanden US-Forscher in einer Studie heraus. Anhand der bis heute anhaltenden Cholera-Epidemie in Haiti verglichen sie Daten aus informellen Quellen wie Twitter mit denen aus bisherigen Überwachungs-Methoden. Speziell in armen Ländern mit wenig Infrastruktur könnte sich diese Methode als sehr nützlich erweisen, schreiben sie im „American Journal of Tropical Medicine and Hygiene“. Die gewonnenen Daten eignen sich beispielsweise, um Impfstoffe und Antibiotika besser zu verteilen.

„Unsere Techniken könnten rund um die Welt als kostengünstige und effiziente Methode eingesetzt werden, um Epidemien zu verfolgen“, schreibt Rumi Chunara. Die Wissenschaftlerin vom Childrens Hospital in Boston und ihre Kollegen nutzten dafür vor allem ein Internet-Programm namens „HealthMap“. Dieses hatten sie 2006 gestartet, um öffentliche Gesundheitsgefahren in Realzeit überwachen zu können. „Healthmap“ sammelte in den ersten 100 Tagen der Seuche ab Oktober 2010 automatisch alle Berichte über Cholera aus einer ganzen Reihe von Informationsquellen. Dazu gehörten neben Twitter unter anderem Nachrichten-Medien, Blogs oder Internet-Diskussionsgruppen. Die Daten wurden sofort ausgewertet und analysiert.

Dabei waren die Bostoner Forscher deutlich schneller als Erhebungen der Krankenhäuser und ambulanten Stationen vor Ort. Gegenüber Berichten und Statistiken des Gesundheitsministeriums und anderer offizieller Stellen hatten die Wissenschaftler sogar einen Vorsprung von zwei Wochen. Insgesamt wertete die Gruppe von Chunara fast 4700 Berichte und beinahe 190.000 Tweets aus. Auf Basis dieser Informationen schätzten die Forscher dann wichtige Größen wie Ausbreitungsgeschwindigkeit und Ansteckungsrate ein. Häufig kamen sie dabei sehr nahe an die offiziellen Fallzahlen heran - allerdings mit einem sehr großen zeitlichen Vorsprung.

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Quelle: „Social and news media enable estimation of epidemiological patterns early in the 2010 Haitian cholera outbreak“, Rumi Chunara et al.; The American Journal of Tropical Medicine and Hygiene, DOI:10.4269/ajtmh.2012.11-0597


 

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