Besuch bei Schwiegereltern schädigt Darmflora

Der Aufenthalt bei der Familie des Ehepartners während der Weihnachtstage, verändert geringfügig die Zusammensetzung des Mikrobioms, möglicherweise verursacht durch erhöhten Stress
Manch einem schlägt Weihnachten auf den Magen.
Manch einem schlägt Weihnachten auf den Magen.
© Gerhard Gellinger / pixabay.com, CC0 1.0 Universell (CC0 1.0), https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de
Amsterdam (Niederlande) - Während der Weihnachtstage verändern sich Umweltfaktoren wie Ernährung und soziale Kontakte oft so, dass sie sich auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirken. Erstaunlicherweise lässt sich an Veränderungen der Darmflora sogar erkennen, ob wir die Festtage mit der eigenen Verwandtschaft oder den Verwandten des Ehepartners verbracht haben. Das schließen niederländische Forscher aus Analysen von Stuhlproben, die Testpersonen vor und nach den Feiertagen abgegeben hatten. Sie vermuten, dass ein mehrtägiger Besuch bei den Schwiegereltern für viele mit einem Anstieg des Stresslevels verbunden ist, der das Mikrobiom des Darms schädigt. So verringerte sich die Zahl derselben Mikrobenarten, deren Zahl auch bei depressiven Störungen sinkt, berichten die Mediziner im „Human Microbiome Journal“. Die gemessenen Effekte waren allerdings gering und traten nicht bei jedem auf.

„Erst wenn eine größere Studie unsere Ergebnisse bestätigt hat, können wir Schwiegereltern und deren Verwandtschaft als einen möglichen Risikofaktor für das Mikrobiom des Darms und daher auch für unsere Gesundheit betrachten“, schreiben die Forscher um Nicolien C. de Clercq vom Medizinischen Zentrum der Universität Amsterdam. An ihrer Studie beteiligten sich 24 normalgewichtige Männer und Frauen, die 20 bis 40 Jahre alt und Nichtraucher waren. Jede Testperson lieferte am 23. und 27. Dezember jeweils eine Stuhlprobe ab. Die Tage dazwischen hatten sie entweder bei der eigenen Verwandtschaft oder bei der des Ehepartners verbracht. In einem Ernährungstagebuch notierten sie ihren Konsum an Nahrungsmitteln. Durch molekularbiologische Analysen ermittelten die Forscher, wie sich das Spektrum der Bakterienarten des Darmmikrobioms während der Weihnachtstage veränderte.

Beide Gruppen steigerten im Versuchszeitraum in ähnlichem Maße die Aufnahme an Proteinen und gesättigten Fettsäuren aufgrund eines erhöhten Fleischkonsums. Bei den Besuchern der Schwiegereltern veränderten sich die Populationen einzelner Darmbakterien zwar nur geringfügig, aber doch auf eindeutig andere Weise als bei den übrigen. Von besonderer Bedeutung waren dabei Arten aus der Familie der Ruminokokken. In der Schwiegereltern-Gruppe sank die Zahl dieser Mikroben, während sie in der Familien-Gruppe stieg. Eine verringerte Keimzahl dieser Ruminokokken hat man auch bei Menschen mit depressiven Störungen und bei Mäusen unter chronischem Stress beobachtet.

Obwohl sie die tatsächlichen Stresswerte der Testpersonen nicht ermittelt hatten, vermuten die Forscher einen Zusammenhang zwischen sozialem Stress und verändertem Mikrobiom. Zur Überprüfung, so die Autoren, müssten nun in größeren Studien zusätzliche mögliche Einflussfaktoren und individuelle Unterschiede berücksichtigt werden. So gab es in dieser Studie auch einzelne Menschen, die in der eigenen Verwandtschaft offenbar erhöhtem Stress ausgesetzt waren und andere, deren Stresslevel bei den Schwiegereltern wahrscheinlich kaum stieg.

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