Bestätigt: Stillen ist gut fürs Baby-Hirn

Erstmals belegen Scanbilder, dass das Gehirn gestillter Kleinkinder sich intensiver entwickelt als das mit Flaschenmilch gefütterter
Hirnscans der schlafenden Kinder aus dem Magnetresonanztomographen zeigen die Entwicklung der Weißen Substanz – Mark- oder Myelinscheiden der Nervenzellen – mit fortschreitendem Alter (von links nach rechts).
Hirnscans der schlafenden Kinder aus dem Magnetresonanztomographen zeigen die Entwicklung der Weißen Substanz – Mark- oder Myelinscheiden der Nervenzellen – mit fortschreitendem Alter (von links nach rechts).
© Baby Imaging Lab/Brown University
Providence (USA ) - Stillen macht schlauer: Wenn Kinder Milch aus der Brust statt Flaschenmilch bekommen, bilden sie wichtige Hirnregionen früher aus als ihre Altersgenossen. Das bestätigt eine US-Studie, die bei mehr als hundert Babys und Kleinkindern erstmals direkt die Hirnentwicklung beobachtete. Waren die Kinder mindestens drei Monate lang ausschließlich gestillt worden, so hatten sich im Alter von zwei Jahren ihre Hirn-Areale für Sprache, Wahrnehmung und emotionale Funktionen deutlich weiter entwickelt als bei Kindern, die ganz oder teilweise mit der Flasche gefüttert worden waren. Mit ihren Ergebnissen im Fachblatt „NeuroImage“ bestätigen die Forscher Verhaltensstudien, die ebenfalls den positiven Effekt des Stillens auf die Hirnentwicklung festgestellt hatten – an Teenagern und Erwachsenen.

„Wir wollten sehen, wie früh diese Veränderungen in der Gehirnentwicklung wirklich stattfinden“, berichtet Hauptautor Sean Deoni von der Brown University, „und wir zeigen, dass es fast von Beginn an geschieht“. Dazu hatte Deonis Team im „Advanced Baby Imaging Lab“ der Universität 133 Kinder im Alter zwischen zehn Monaten und vier Jahren untersucht. Spezielle „leise“ Magnetresonanztomographen (MRT) ohne das typisch laute Rattern oder Brummen machten es möglich, die Hirne der Babys schonend im Schlaf zu scannen. Für die Forscher besonders interessant war die sogenannte Weiße Substanz, die die langen Nervenfasern enthält und verschiedene Hirnbereiche miteinander kommunizieren lässt. Aussagekräftig ist auch die Mikrostruktur dieses Gewebes, vor allem die Menge an Myelin, das die Neuronen umhüllt und elektrische Hirnsignale weiterleitet. Alle Kinder waren gesund, nach normaler Schwangerschaftsdauer zur Welt gekommen und stammten aus Familien mit vergleichbarem sozialem und wirtschaftlichem Hintergrund. Die Forscher bildeten drei Gruppen: Kinder, deren Mütter sie mindestens drei Monate lang ausschließlich gestillt hatten; solche, die sowohl Muttermilch als auch Milchersatz aus der Flasche bekommen hatten; und die nur mit Milchersatz gefütterten.

Tatsächlich zeigten bereits die Bilder der Babyhirne klare Abstufungen, wie die Forscher erstaunt feststellten:„Der Unterschied im Wachstum weißer Substanz liegt bei 20 bis 30 Prozent, vergleicht man die gestillten und die nicht gestillten Kinder“, so Deoni. Von allen drei Gruppen verzeichnete die erste die schnellste Zunahme an Weißem Hirngewebe, was im Alter von zwei Jahren bereits einen deutlichen Vorteil ausmachte. Die zweite Gruppe mit der gemischten Ernährung lag dahinter, aber immer noch vor den nur per Flaschenmilch ernährten Kindern. Um sicher zu gehen, ergänzten die Forscher ihre Studie mit einer Reihe von Kognitionstests bei den älteren der Kinder. Bei diesen Drei- und Vierjährigen bestätigte sich, dass die gestillten Kinder in punkto Sprachvermögen, Bewegungssteuerung und visueller Wahrnehmung den anderen voraus waren.

Und auch die Dauer des Stillens scheint eine Rolle zu spielen: Babys, die länger als ein Jahr gestillt worden waren, wiesen deutlich mehr Hirnwachstum auf als ihre kürzer gestillten Altersgenossen – vor allem in Arealen, die für die Bewegungssteuerung zuständig sind. Das unterstütze klar die bisherigen Studien, die das Stillen für eine positive Hirnentwicklung verantwortlich machen, erklärt Deoni: „Es scheint mir, kombiniert mit all den anderen Belegen, dass Stillen absolut vorteilhaft ist“.

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