Befruchtete Schlangen-Weibchen riechen nicht sexy

Nicht nur Züngeln, sondern auch die Nase steuert Sexualkontakte Rotseitiger Strumpfbandnattern
Sydney (Australien) - Nicht nur über die Zunge aufgenommene Duftstoffe, sondern auch Gerüche bestimmen das Sexualverhalten von Schlangen. Männchen der Rotseitigen Strumpfbandnatter (Thamnophis sirtalis parietalis) verfolgen keine befruchteten Weibchen, nachdem diese einen markanten Geruch abgesondert haben, der über die Nase aufgenommen werden kann. Über diese Beobachtung berichten Forscher aus Australien und den USA im Fachjournal "Biology Letters". Bisher waren Zoologen davon ausgegangen, dass bei Schlangen das Sexualverhalten von Duftstoffen gesteuert wird, die sie ausschließlich durch Züngeln wahrnehmen können.

"Das ist das erste Beispiel dieses Phänomens bei Schlangen", berichtet Richard Shine von der University of Sydney. Zusammen mit US-Forschern hatte er die Reptilien in der Nähe des kanadischen Winnipeg beobachtet. Die Rotseitigen Strumpfbandnattern überwintern in Gemeinschaftsverstecken und paaren sich, bevor sie sich in der Prärie verteilen. Dutzende von Männchen stellen einem Weibchen nach. Wie bei vielen anderen Tieren wird dabei die Paarungsbereitschaft über bestimmte Botenstoffe, sogenannte Pheromone, signalisiert. Bei Schlangen sind die meisten Pheromone schwere Fett-Moleküle, die nicht durch die Luft übertragen werden können und damit nicht zu riechen sind. Vielmehr nehmen die Schlangen-Männchen sie durch Züngeln im direkten Kontakt auf - entweder durch Lecken an der Haut des Weibchens oder dessen Kriechspur. Doch auch die Nase spielt eine wichtige Rolle: "Unsere Studie beweist, dass die Männchen zumindest riechen können, wenn ein Weibchen begattet wurde", so Shine.

Die flüchtigen Geruchsstoffe sind in der Kopulations-Flüssigkeit der Weibchen enthalten, so der Biologe. Als Folge davon stellen die Männchen dem Weibchen nicht mehr nach und sparen so viel Zeit und Energie. "Dies ist umso wichtiger, als die Strumpfbandnatter-Männchen die Geschlechtsöffnung des begatteten Weibchens nach der Befruchtung mit einem gelatineartigen Pfropfen verschließen. Eine weitere Paarung wäre damit völlig sinnlos", meint Shine. Außerdem weist er darauf hin, dass riechbare Moleküle in dieser Hinsicht die bessere Lösung seien. Denn eine Änderung der Fettmoleküle auf der Haut würde Stunden oder gar Tage in Anspruch nehmen, während die flüchtigen Geruchstoffe innerhalb von Minuten abgesondert werden könnten.

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Quelle: "An airborne sex pheromone in snakes", R. Shine und R. T. Mason; Biology Letters, doi:10.1098/rsbl.2011.0802


 

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