Zweisprachigkeit ringt Demenz fünf Jahre ab
"Wir behaupten in keiner Weise, dass Zweisprachigkeit Alzheimer oder andere Demenzerkrankungen verhindere", erklärt Fergus Craik vom Rotman Research Institute in Toronto. "Aber die Zweisprachigkeit kann zur kognitiven Reserve im Gehirn beitragen, die anscheinend das erste Auftreten von Alzheimer-Symptomen für eine ganze Zeit verzögert." Das Team um Fergus Craik und Ellen Bialystok von der University of York in Kanada hatte zwischen 2007 und 2009 insgesamt 211 Patienten beobachtet, bei denen einige Jahre zuvor eine mögliche Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert worden war. Alle Patienten wurden auch zu ihrer Erwerbsbiografie, ihrem Bildungsgrad und zu den Sprachen, die sie sprechen, befragt. Demnach waren 102 der Patienten zweisprachig und 109 einsprachig.
Es zeigte sich, dass überhaupt bei den Zweisprachigen die Diagnose Demenz-Erkrankung durchschnittlich 4,3 Jahre später als bei den Einsprachigen erfolgt war. Bei den Zweisprachigen traten die ersten Symptome fünf Jahre später auf als bei den Einsprachigen - obwohl alle anderen Eckdaten, etwa zum Bildungsgrad oder zur Erwerbsbiografie, ähnlich waren. Die Gehirne der Menschen, die regelmäßig in zwei Sprachen kommunizieren, weisen ebenso wie die Gehirne der Einsprachigen Schäden auf, die für die Alzheimer-Erkrankung typisch sind, legen die Forscher dar. Allerdings scheint die Zweisprachigkeit sie mit Routinen auszustatten, die Symptome wie Gedächtnisverlust, Verwirrtheit und Schwierigkeiten beim Problemlösen ausgleichen.
"Diese Resultate sind besonders wichtig für multikulturelle Gesellschaften wie die unsere beispielsweise in Kanada, wo Zweisprachigkeit weit verbreitet ist", sagt Ellen Bialystok. "Wir müssen versuchen zu verstehen, wie Zweisprachigkeit die kognitiven Fähigkeiten verändert, besonders wenn es um klinische Implikationen geht, wie in diesem Fall."