Zuhause ist, wo deine Mikroben sind
„Wir wollten sämtliche Mikroben auflisten, die in unseren Wohnungen leben, und wollten wissen, wo sie herkommen“, sagt Jack Gilbert vom Argonne National Laboratory. Über einen Zeitraum von sechs Wochen nahm sein Forscherteam Abstriche aus den Wohnungen von sieben Familien. Durch DNA-Analysen der Proben von Türgriffen, Lichtschaltern, Böden und Arbeitsflächen ermittelten die Wissenschaftler das bakterielle Keimspektrum und dessen Veränderungen mit der Zeit. Bei den Bewohnern der Wohnungen – 18 Menschen, drei Hunden und einer Katze – erfassten sie täglich die Keimbesiedlung der Hände, Füße und Nase. Insgesamt werteten sie 1586 Proben aus und identifizierten 22.000 Spezies von Umwelt- oder Körperkeimen.
Die Wohnungen unterschieden sich stark in ihrem jeweiligen Artenspektrum an Mikroben. Dagegen zeigten die Keimarten von den Körpern der gemeinsamen Bewohner große Ähnlichkeiten untereinander und mit den Mikrobenspezies, die sich in ihrer Wohnung angesiedelt hatten. War ein Mitglied einer Wohngemeinschaft einige Tage verreist, äußerte sich das sehr schnell auch in einem veränderten Keimspektrum der Wohnräume. Während der Studiendauer zogen drei Familien um. Schon einen Tag später ähnelte die mikrobielle Signatur der neuen Wohnung der ihres alten Zuhauses. Die Ergebnisse zeigen: Innerhalb einer Wohngemeinschaft kommt es zu einem ständigen Austausch von Keimen zwischen den Menschen untereinander und zwischen Mensch und Umgebung. Verschiedene Aspekte unserer Gesundheit können dadurch beeinflusst werden, welchen Keimen wir im Alltag ständig ausgesetzt sind – auch wenn es sich dabei meist nicht um Krankheitserreger handelt.