Zappelphilipp-Gen entdeckt
"Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass eine verringerte Aktivität des Gens GIT1 beim Menschen zur ADHS führen kann", erklären die Forscher um Eunjoon Kim und Changwon Kang vom Korea Advanced Institute of Science and Technology. Sie suchten zunächst nach Unterschieden im Erbgut von 192 an ADHS erkrankten und 196 gesunden Kindern. Dabei stellte sich heraus, dass eine geringfügige Abweichung im GIT1-Gen mit einer erhöhten Anfälligkeit für ADHS gekoppelt ist. Im zweiten Schritt prüften die Wissenschaftler in Tierversuchen, ob das Ausschalten des Gens die Krankheitssymptome auslösen kann. Tatsächlich zeigten junge genetisch veränderte Mäuse, denen das GIT1-Gen fehlte, in einer unbekannten Umgebung eine doppelt so große Bewegungsaktivität wie gesunde Tiere. Dieses Verhalten normalisierte sich mit dem Älterwerden, wie es auch beim Menschen geschieht: Bei mehr als der Hälfte der betroffenen Kinder vergehen die Krankheitssymptome mit der Zeit.
Defektes Gen stört Signalübertragung zwischen Hirnzellen
Labyrinthversuche und andere Tests ergaben darüber hinaus, dass Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit der ADHS-Mäuse ebenfalls beeinträchtigt waren. Medikamente, die auch bei erkrankten Menschen wirksam sind, linderten die Symptome. Methylphenidat, bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, und Amphetamin-Präparate drosselten die Hyperaktivität und verbesserten Gedächtnis und Lernvermögen der Tiere.
Das Gen GIT1 reguliert die Signalübertragung zwischen Nervenzellen. Sein Defekt verschiebt das Gleichgewicht zwischen erregenden und dämpfenden Signalen bei bestimmten Hirnzellen zugunsten der Erregung. Das könnte sowohl die normale Entwicklung des Gehirns als auch bestimmte Hirnfunktionen stören und die Krankheitssymptome erklären, vermuten die Forscher.
Etwa fünf Prozent der Schulkinder, hauptsächlich Jungen, sind von ADHS betroffen. Die Störung äußert sich, unterschiedlich stark ausgeprägt, in überaktivem, impulsivem Verhalten und Konzentrationsstörungen. Neben einer genetischen Veranlagung spielen auch psychosoziale Faktoren bei der Entstehung der Krankheit eine Rolle.