Wurm auf Wal

Schwedische Zoologen finden neun neue Borstenwürmer auf den Skeletten von Walen
Stirbt ein Wal, sinkt er zum Meeresgrund und wird zur Nahrungsgrundlage für ein ganzes Ökosystem
Stirbt ein Wal, sinkt er zum Meeresgrund und wird zur Nahrungsgrundlage für ein ganzes Ökosystem
© Craig R Smith
Göteborg (Schweden) - An Wal-Skeletten tut sich eine Reihe bislang unbekannter Borstenwürmer gütlich. Von insgesamt neun neuen Arten berichten schwedische Biologen. Die hochgradig spezialisierten Polychaeten ernähren sich wie auch einige ihrer Verwandten ausschließlich von den Überresten der riesigen toten Meeressäuger. DNA-Analysen zeigen nun: Darunter befinden sich einige so genannte Kryptospezies, die sich genetisch eindeutig unterscheiden, obwohl sie rein äußerlich identisch scheinen. Die Analysen legen nahe, dass sich die enorme Spezialisierung, sich von Walkadavern zu ernähren, mehrmals in der Evolution zu unterschiedlichen Zeitpunkten entwickelt hat. Sie tragen darüber hinaus zum Verständnis darüber bei, wie sich das tierische Leben auf der Erde verbreitet und wie viele unterschiedliche Arten es womöglich tatsächlich auf dem Planeten gibt.

Details über die neu identifizierten Polychaeten beschreibt Helena Wiklund von der Universität Göteborg in ihrer Dissertation. Vier neue Spezies fanden die Zoologen auf Kadavern, die in rund 125 Meter Tiefe in einem Nationalpark vor der Küste Schwedens deponiert worden waren, weitere fünf bislang unbekannte Arten an Walüberresten in den tieferen Gewässern vor der kalifornischen Küste.

Die Ernährungsweise einiger Polychaeten ist sehr ausgesucht: Sie speisen ausschließlich auf Wal-Skeletten. Einige - wie etwa zur Gattung Osedax gehörende Arten - ernähren sich von den Knochen direkt, bohren sich in den Knochen. Die Borstenwürmer nehmen die Nährstoffe über ihren Fuß auf und verwerten Fette und Öle mithilfe spezialisierter Bakterien. Andere wiederum fressen die Bakterienschichten, die sich nach kurzer Zeit auf den blanken Knochen bilden, nachdem Haie und andere Fleischfresser das Walfleisch vertilgt haben. Ein einzelner toter Wal bietet enorme Nahrungsmengen, weshalb sich dort ganze Lebensgemeinschaften einfinden. Der Kadaver ist ein gewaltiger Nahrungseintrag, von dem manche Arten über Jahrzehnte hinweg leben können. Tote Wale sind heutzutage, nachdem die Meeressäuger durch die Waljagd deutlich dezimiert wurden, allerdings auch eine recht unzuverlässige Nahrungsquelle. Sie sind weder besonders häufig noch lässt sich vorhersehen, wo die riesigen Meeressäuger sterben und auf den Grund sinken.

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: Dissertation: "Evolution of annelid diversity at whale-falls and other marine ephemeral habitats", Helena Wiklund, Göteborgs universitet


 

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