Wurm auf Wal
Details über die neu identifizierten Polychaeten beschreibt Helena Wiklund von der Universität Göteborg in ihrer Dissertation. Vier neue Spezies fanden die Zoologen auf Kadavern, die in rund 125 Meter Tiefe in einem Nationalpark vor der Küste Schwedens deponiert worden waren, weitere fünf bislang unbekannte Arten an Walüberresten in den tieferen Gewässern vor der kalifornischen Küste.
Die Ernährungsweise einiger Polychaeten ist sehr ausgesucht: Sie speisen ausschließlich auf Wal-Skeletten. Einige - wie etwa zur Gattung Osedax gehörende Arten - ernähren sich von den Knochen direkt, bohren sich in den Knochen. Die Borstenwürmer nehmen die Nährstoffe über ihren Fuß auf und verwerten Fette und Öle mithilfe spezialisierter Bakterien. Andere wiederum fressen die Bakterienschichten, die sich nach kurzer Zeit auf den blanken Knochen bilden, nachdem Haie und andere Fleischfresser das Walfleisch vertilgt haben. Ein einzelner toter Wal bietet enorme Nahrungsmengen, weshalb sich dort ganze Lebensgemeinschaften einfinden. Der Kadaver ist ein gewaltiger Nahrungseintrag, von dem manche Arten über Jahrzehnte hinweg leben können. Tote Wale sind heutzutage, nachdem die Meeressäuger durch die Waljagd deutlich dezimiert wurden, allerdings auch eine recht unzuverlässige Nahrungsquelle. Sie sind weder besonders häufig noch lässt sich vorhersehen, wo die riesigen Meeressäuger sterben und auf den Grund sinken.