Wozu beim Laufen die Arme anwinkeln?

Im Gegensatz zum Gehen verändert sich der Energieverbrauch beim Laufen nicht, wenn man die Arme gestreckt oder gebeugt nach vorn und hinten schwingen lässt
Läuferinnen mit typischer Armhaltung
Läuferinnen mit typischer Armhaltung
© Pierre-Yves Beaudouin / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/
Cambridge (USA) - Beim Laufen und schnellen Gehen ist es vorteilhaft, die Arme nach vorn und hinten schwingen zu lassen. Dadurch sinkt der Energieverbrauch um etwa zehn Prozent. Aber warum winkeln die meisten Menschen beim Laufen die Arme an, während sie sie beim Gehen mehr oder weniger gestreckt lassen? Amerikanische Biologen haben jetzt herausgefunden, dass man beim Gehen mit angewinkelten Armen mehr Energie verbraucht als mit geraden. Beim Laufen dagegen hatte die Position der Arme keinen Einfluss auf den Energieverbrauch. Welchen Vorteil angewinkelte Arme beim Laufen haben könnten, bleibt daher vorerst ungeklärt, schreiben die Forscher im „Journal of Experimental Biology“.

„Mit gestreckten Armen zu laufen, war für die Sportler am schwierigsten“, erinnert sich Andrew Yegian aus dem Forscherteam von Daniel Lieberman an der Harvard University in Cambridge. Diese Armposition hätten alle Läufer als besonders merkwürdig empfunden. Beim Laufen hebt man automatisch die Unterarme nach vorn an, so dass sie etwa im rechten Winkel zu den Oberarmen stehen. Das entlastet die Schultermuskulatur bei der Pendelbewegung der Arme. Dafür verstärkt sich die Belastung für das Ellbogengelenk. Die Forscher vermuteten, dass sich die unterschiedliche Armhaltung an die Art der Fortbewegung angepasst hat, um den jeweiligen Gesamtenergieverbrauch zu minimieren.

An ihrer Studie beteiligten sich vier Männer und vier Frauen im Alter von durchschnittlich 27 Jahren, die in unterschiedlichem Ausmaß regelmäßig im Laufsport aktiv waren. Die Testpersonen wurden mit Reflektoren an Schultern, Ellbogen und Handgelenken ausgestattet. Mit nach unten gestreckten oder angewinkelten Armen mussten sie auf einem Laufband entweder mit einer Geschwindigkeit von 1,4 Metern pro Sekunde gehen oder etwa doppelt so schnell laufen. Filmaufnahmen registrierten die Bewegung der Arme. In einer zweiten Versuchsserie erhielten sechs der Personen Atemmasken, mit denen ihr Sauerstoffverbrauch gemessen und daraus der Energieverbrauch ermittelt werden konnte.

Die Analyse der Armbewegungen zeigte, dass sowohl beim Laufen als auch beim Gehen das Anwinkeln der Arme die Kraftaufwendung der Schultermuskulatur um ein Drittel verringerte, während die Ellbogengelenke mehr belastet wurden. Dabei erhöhte sich der Sauerstoffverbrauch beim Gehen um elf Prozent, beim Laufen blieb er unverändert. Das erklärt, warum es vorteilhafter ist, mit ungebeugten Armen zu gehen, aber nicht, warum man mit angewinkelten Armen läuft.

Möglicherweise seien größere Studien und längere Laufzeiten nötig, um diese Frage zu beantworten, vermuten die Autoren. Vielleicht würde sich der Unterschied nur bei Langstreckenläufen auswirken. Die frühen Menschen optimierten ihre Lauftechnik, um bei der Jagd eine Beute stundenlang bis zur Erschöpfung des Tieres verfolgen zu können. Die Armhaltung könnte dabei eine Rolle gespielt und eine schnelle Ermüdung der Schultermuskulatur verhindert haben. Auch ein stabilisierender Effekt für die Kopfhaltung wäre denkbar. Aber ganz ausschließen wollen die Forscher auch nicht, dass das Anwinkeln der Arme gar keinen Nutzen hat, zumal die genaue Position der Unterarme große individuelle Unterschiede aufweist.

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