Wird’s ein Echsenmädchen oder ein -junge? Die Ei-Größe entscheidet

Wie viel Dotter einer Babyechse zur Verfügung steht, beeinflusst ihr Geschlecht und kann sogar die genetische Ausstattung außer Kraft setzen
Sydney (Australien) - Es kommt wohl doch immer wieder auf die Größe an: Zumindest bei einer bestimmten Echsenspezies entscheidet eher die Größe des Eis und damit die darin enthaltene Dottermenge als das Erbgut, ob ein Echsenmädchen oder ein -junge schlüpft. Diese überraschende Beobachtung machten australische Biologen bei einer Skink-Art. Was genau das Geschlecht dieser Tiere bestimmt, ist damit um einiges komplexer als bislang angenommen. Das Ergebnis beruht schließlich auf einer Wechselwirkung aus drei Mechanismen: den Geschlechtschromosomen, der Temperatur im Nest und der vorhandenen Menge an Dotter, berichten die Forscher im Fachblatt "Current Biology".

"Wir waren erstaunt", sagt Richard Shine von der University of Sydney. "Unsere Studien an kleinen Bergechsen haben einen weiteren Einfluss auf das Geschlecht der Echsen enthüllt: Die Größe des Eis. Große Eier tendieren dazu, Mädchen zu ergeben, und kleine Eier tendieren zu Jungen", erläutert er weiter. Die Menge des Eidotters scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen. Denn wenn die Forscher kurz nach der Eiablage etwas von dem Eidotter entfernten, war es sehr wahrscheinlich, dass dann ein Männchen schlüpfte - selbst wenn die Zusammenstellung der Geschlechtschromosomen XX und damit eigentlich weiblich war. Umgekehrt schlüpften XY-Weibchen, wenn die Biologen ein wenig Extradotter aus einem größeren Ei entnahmen und injizierten.

In früheren Studien hatten Shine und seine Kollegen bei den Skinks (Bassiana duperreyi) beobachtet, dass auch extreme Nesttemperaturen das genetisch programmierte Geschlecht außer Kraft setzen können. So schlüpfen bei niedrigen Temperaturen vorwiegend Männchen. Nun fanden sie auch noch den Zusammenhang zwischen Eigröße und Geschlecht. Zunächst vermuteten die Biologen, dass dieser lediglich indirekt ist und schauten daher, was passierte, wenn sie die Dottermenge manipulierten. "Wir waren überzeugt davon, dass es nicht den geringsten Effekt auf das Geschlecht der Jungen haben würde. Als dann diese Echsen-Jungs schlüpften, hat es uns umgehauen", erzählt Shine. Er vermutet, dass die Lebensumstände einer Art bestimmen, wie das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Nachkommen geregelt wird. "Unser Dotter-Bereitstellungs-Effekt ist da vermutlich nur die Spitze eines sehr großen Eisberges."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Report: Offspring Sex in a Lizard Depends on Egg Size", Radder et al.; Current Biology (DOI 10.1016/j.cub.2009.05.027)


 

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