Wie Cholesterin das Wachstum von Brustkrebs fördert

„Im Prinzip haben die Tumoren einen Mechanismus entwickelt, der es ihnen ermöglicht, eine andere Antriebsquelle zum Wachstum zu nutzen“, sagt Donald McDonnell von der Duke University in Durham, der Leiter des Forscherteams. Bei den meisten Formen von Brustkrebs fördern Östrogene die Krebsentwicklung, indem sie sich an spezielle Andockstellen, sogenannte Östrogenrezeptoren, anlagern. Demnach müsste eigentlich für Frauen nach der Menopause das Krebsrisiko sinken, da die Östrogenproduktion stark nachlässt. Das gilt jedoch nicht für fettleibige Frauen mit hohem Cholesterinspiegel. Ursache dafür ist ein Enzym, das Cholesterin in 27-Hydroxycholesterin (27HC) umwandelt.
Die Aktivität dieses Enzyms war im Brustgewebe von Brustkrebspatientinnen stark erhöht. Je aggressiver der Tumor, umso aktiver war das Enzym und umso höher war der Gehalt an 27HC. Die direkte krebsfördernde Wirkung von 27HC bestätigten die Wissenschaftler zum einen durch Versuche mit Kulturen menschlicher Brustkrebszellen. Zum anderen injizierten sie 27HC in Mäuse, denen menschliche Brustkrebstumoren verpflanzt worden waren. Dadurch beschleunigte sich nicht nur das Wachstum des vorhandenen Tumors. Es bildeten sich auch vermehrt Metastasen in anderen Körperteilen.
Bei Mäusen, deren Cholesterinspiegel sich durch fettreiche Kost stark erhöht hatte, waren die implantierten Tumoren nach 15 Tagen um 30 Prozent größer als bei normal gefütterten Tieren. Dieser Effekt blieb aus, wenn die Mäuse mit Statinen behandelt wurden – das sind Medikamente, die den Cholesterinspiegel senken. Eine ähnliche Schutzwirkung hatte ein experimenteller Hemmstoff des Enzyms, das für die Bildung von 27HC verantwortlich ist. Klinische Studien sollen nun prüfen, ob der neue Therapieansatz für eine Behandlung von Brustkrebs – und möglicher anderer Krebsformen – geeignet ist.