Wie Brokkolisprossen den Magen gesund halten

Ein Inhaltsstoff des Gemüses tötet Magenbakterien ab und wirkt vorbeugend gegen Entzündungen und Krebs
Tokio (Japan)/Baltimore (USA) - Spezielle Bakterien in der Magenschleimhaut verursachen Magengeschwüre und erhöhen das Risiko von Magenkrebs. Doch infizierte Menschen können die Zahl der Erreger verringern, indem sie täglich eine Portion Brokkolisprossen essen, berichten japanische und amerikanische Forscher. Der Effekt beruht auf dem Inhaltsstoff Sulforaphan, der in den Gemüsesprossen in besonders großer Menge enthalten ist. Die regelmäßigen Brokkolimahlzeiten können die Helicobacter-Bakterien zwar nicht vollständig eliminieren, aber das Krankheitsrisiko stark senken, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt "Cancer Prevention Research".

"Brokkolisprossen enthalten eine sehr viel höhere Konzentration an Sulforaphan als das reife Gemüse", sagt Jed Fahey von der Johns Hopkins University in Baltimore, ein Autor der Studie. Der Inhaltsstoff tötet Helicobacter pylori-Bakterien ab, die Hauptursache von Magengeschwüren. Außerdem hemmt Sulforaphan Entzündungsprozesse im Magen. Die Kombination beider Wirkungen müsste daher auch die Wahrscheinlichkeit von Magenkrebs senken. Nach Versuchen mit Mäusen führten Forscher der Tokyo University of Science unter Leitung von Akinori Yanaka eine Pilotstudie mit 48 Männern durch, bei denen H. pylori-Infektionen nachgewiesen wurden. Die Hälfte aß acht Wochen lang täglich 70 Gramm Brokkolisprossen. Die anderen erhielten Sprossen von Luzerne, die kein Sulforaphan enthielten. Mit Atemtests und Stuhluntersuchungen ermittelten die Forscher, wie sich die Zahl der H. pylori-Bakterien im Lauf der Studie veränderte. Analysen von Blutproben lieferten Hinweise auf das Ausmaß von Entzündungsprozessen im Magen.

Bei den Probanden der Brokkoligruppe waren nach acht Wochen im Stuhl 60 Prozent weniger Bestandteile des Magenkeims nachweisbar als zuvor. Auch der Atemtest, der die Aktivität lebender H. pylori-Bakterien im Magen misst, ergab deutlich geringere Werte und im Blut sank der Spiegel an Entzündungsmarkern. Acht Wochen nach dem Ende der Sprossenkur waren die Messwerte aber wieder auf das Ausgangsniveau angestiegen. Die Bakterien konnten also durch die Ernährungsmaßnahme zwar stark reduziert, aber nicht vollständig beseitigt werden. Frühere Untersuchungen von Fahey und seinen Kollegen mit Mäusen hatten gezeigt, dass Sulforaphan die Produktion von Enzymen verstärkt, die vor Sauerstoffradikalen und Entzündungsreaktionen schützen. "Wir wissen jetzt, dass ein paar Gramm Brokkolisprossen täglich ausreichen, um den Spiegel an diesen schützenden Enzymen im Körper anzuheben", so Fahey. Das sei wahrscheinlich ein wichtiger Mechanismus, auf dem die Vorsorgewirkung beruht.

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Quelle: "Dietary Sulforaphane-Rich Broccoli Sprouts Reduce Colonization and Attenuate Gastritis in Helicobacter pylori–Infected Mice and Humans", Akinori Yanaka et al., Cancer Prevention Research. Vol. 2, p. 353, 2009, doi: 10.1158/1940-6207.CAPR-08-0192


 

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